Book Title: Dignaga Sein Werk Und Seine Entwicklung
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 12
________________ griffe werden genau bestimmt19), verschiedene Bedeutungen eines Wortes werden scharf unterschieden2), und eine Fülle von Einzelfragen und Einwänden wird beantwortet. Vor allem aber hat Dignāga in einem Punkt über Vasubandhu hinaus etwas bedeutendes Neues geschaffen, und zwar mit der Lehre vom Rad der Gründe. Damit verhält es sich folgendermaßen: In der älteren indischen Dialektik war die Beweisführung auf einen bloßen Analagieschluß gegründet. Man verwies auf ein Beispiel, bei dem der Grund mit der Folge verbunden erscheint, und folgerte dementsprechend auch im gegebenen Fall aus dem Vorhandensein des Grundes das Vorhandensein der Folge. Das Gleiche konnte auch mit Hilfe eines Gegenbeispiels geschehen. Man zeigte an einem solchen Beispiel, daß im Zusammenhang mit dem Fehlen des Grundes auch die Folge fehle, und schloß daraus, daß im Gegensatz dazu beim Vorhandensein des Grundes die Folge vorhanden sein müsse. Die Mangelhaftig. keit dieses Verfahrens scheint uns auf der Hand zu liegen. Trotzdem war z. B. die Schule des Nyāya bis zur Zeit Dignāga's nicht über diesen Stand hinausgekommen. Der erste Schritt, der darüber hinaus führte, erfolgte von seiten des Buddhismus, und zwar noch vor Vasubandhu21). Hier stellte man zuerst die Lehre von den drei Merkmalen des Grundes auf, daß er nämlich im Gegenstand des Schlusses gegeben sein müsse, und daß er in allem Gleichartigen vorhanden sein, in allem Ungleichartigen aber fehlen müsse. Damit war ein wichtiger Schritt zur Bestimmung des Verhältnisses von Grund und Folge getan. Aber von voller Klarheit war man noch weit entfernt. Man hatte noch nicht erkannt, daß nur das Fehlen der Folge den Schluß auf das Fehlen des Grundes ermöglicht und nicht umgekehrt, und schloß noch immer aus dem Fehlen des Grundes auf das Fehlen der Folge. Über diesen Stand der Dinge ist auch ) Zum Beispiel sapakşah und vipaksah (T 1628, p. 1 c 29 ff. = T 1629, p. 7 a 27 ff.; Tucci, S. 22 f.). 2) Zum Beispiel paksah (T 1628, p. 1 b 8 ff.= T 1629, p. 6 c 7 ff.; Tucci, S. 12 f.). 21) Das erste Zeugnis enthält das sogenannte Tarkaśāstram (Jou che louen, T 1633). Vgl. G. Tucci, Buddhist Logic before Dinnaga, Journal of the Royal Asiatic Society 1929, S. 483. 93

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