Book Title: Dignaga Sein Werk Und Seine Entwicklung
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

Previous | Next

Page 26
________________ rung mit sich bringt. Auch hier sind wir nämlich überwiegend auf chinesische und tibetische Übersetzungen angewiesen. Und dazu liegt bei einzelnen Werken nur ein Verstext vor ohne Kommentar, so daß sie fast unverständlich bleiben. Immerhin läßt sich auch hier das Wichtigste fassen. Denn gerade in einem entscheidenden Falle kommt uns Hilfe von außen. Eines der Werke, welche Dignāga einstimmig zugeschrieben werden, ist die Traikālyaparikṣā41). Sie ist in tibetischer Übersetzung erhalten42) und erscheint auch in der Liste Yi-tsing's (No. 1). Da die tibetische Übersetzung nur aus Versen besteht und SanskritZitate so gut wie vollständig fehlen, ist sie schwer verständlich. Aber hier kommt Hilfe von anderer Seite. Es zeigt sich nämlich, daß das ganze Werk mit Ausnahme weniger Verse einem Abschnitt aus dem Prakīrṇam des berühmten Grammatikers Bhartịhari nachgebildet ist, nämlich Sambandhasamuddeśaḥ v. 53–85. Dabei ist die Übereinstimmung fast wörtlich. Es sind nur geringe Änderungen, die Dignāga vorgenommen hat. Auf diese Weise gewinnen wir eine wichtige Hilfe für das Verständnis seiner Traikālyaparīkņā. Allerdings taucht dafür eine andere schwerwiegende Frage auf: Wie kam Dignāga dazu, ein fremdes Werk in dieser Weise nachzubilden? Und wie war das überhaupt möglich, da doch seine Anschauungen, wie sie uns sonst bekannt sind, von denen Bhartphari's stark ver. schieden sind? Um der Lösung dieser Frage näherzukommen, wollen wir zuerst den von Dignāga nachgebildeten Abschnitt aus Bhartrhari's Prakīrṇam betrachten und dann sehen, welche Änderungen Dignāga vorgenommen hat43). Bhartphari's Lehre ist ein kunstvolles, aus verschiedenartigen Bestandteilen errichtetes Gebäude. Es fußt auf einer alten VedāntaLehre, mit der er seine Sprachphilosophie verbindet. Unverkennbar 4) Unter diesem Namen wird das Werk von Jayaratha in seinem Tantr. alokavivekah IX (Kashmir Series of Texts and Studies No. 29), S. 18, n, zitiert. Die tibetische Überlieferung gibt Trikālapariksā. 2) No. 4207. **) Vgl. Anhang 4.. 107

Loading...

Page Navigation
1 ... 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83