Book Title: Dignaga Sein Werk Und Seine Entwicklung
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 38
________________ Lebens seine Anschauungen änderte, ist ohne weiteres denkbar. Wir müssen uns nur fragen, in welchem Verhältnis die Werke, welche diesen Standpunkt vertreten, zu seinen logischen Schriften stehen, ob sie früher oder später anzusetzen sind. Hier ist nun, meiner Ansicht nach, nur eine Antwort möglich. Wie wir gesehen haben, nimmt die Ausgestaltung der Lehre von der Vorstellung im Schaffen Dignāga's während der Abfassung der logischen Schriften eine maßgebende Stelle ein und sein letztes und reifstes Werk, der Pramāṇasamuccayaḥ, zeigt sie in ihrer vollendetsten Form. Es scheint mir ganz undenkbar, daß er diese mühsam erarbeitete Lehre später wieder aufgegeben haben sollte, um zu einem überwundenen Standpunkt zurückzukehren. Die Anschauungen, wie er sie im Prajñāpāramitāpiņdārthasamgrahaḥ vertritt, müssen also einer früheren Zeit angehören. Dafür spricht auch folgendes. Im Prajñāpāramitāpiņdārthasamgrahaḥ zeigt sich Dignāga vollkommen in fremden Anschauungen befangen. Es ist daher nur natürlich, dieses Werk in seine Jugend zu verlegen, als seine eigene Gedankenwelt noch nicht entwickelt war. Auch anderes weist in diese Richtung. Zum Prajñāpāramitāpiņdārthasaņgrahaḥ schrieb ein Freund Dignāga's, Triratnadāsa, einen Kommentar58), während er selbst dessen Guņāparyantastotram erklärte59). Auch das entspricht eher dem Verhältnis zwischen jungen Anfängern60). Den Kommentar zum Gųņāparyantastotram hat wohl der junge Dignāga geschrieben, nicht der Meister des Pramāṇasamuccayaḥ. Es spricht also alles dafür, daß der Prajñāpāramitāpiņdārtha. samgrahaḥ älter ist als die logischen Schriften Dignāga's und daß er in die Anfänge seiner schriftstellerischen Tätigkeit gehört. Das heißt allerdings, daß die Entwicklung Dignāga's von der extremen Yogācāra-Lehre der Richtung Maitreyanātha's ausging und allmäh 58) Prajñāpāramitāpindārthasamgrahavivaranam T 1517 = No. 3810. 59) Gunāparyantastotratīkā No. 1156 und 4560. 00) So wenig verläßlich Tāranātha's Nachrichten im allgemeinen auch sind, so mag doch erwähnt werden, daß auch nach seiner Darstellung die Abfassung dieser Werke in die Jugend Triratnadāsa's fällt (Tāranāthae de doctrinae Buddhicae in India propagatione narratio, ed. A. Schiefner, Petropoli 1868, S. 109 f.; Ubersetzung S. 140 f.). :: 119

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