Book Title: Dignaga Sein Werk Und Seine Entwicklung
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 50
________________ Möglichkeiten äußerer Objekte erschöpft und Dignāga zieht nun die Folgerung, daß das Objekt der Erkenntnis nur das Erscheinungsbild im Erkennen sein könne, das als etwas außen Befindliches erscheint. Denn in diesem Falle seien beide Bedingungen erfüllt, da die Erkenntnis dem Erscheinungsbild entspricht und durch dasselbe hervorgerufen wird. Dem Einwand gegenüber, daß etwas Gleichzeitiges nicht Ursache der Erkenntnis sein könne, läßt er die Möglichkeit offen, daß das Erscheinungsbild zunächst eine Kraft (saktih) im Erkennen hinterläßt, die ihrerseits erst die betreffende Erkenntnis hervorbringt. Auf die Frage, was in diesem Falle als Sinnesorgan zu betrachten sei, antwortet er, wie es schon Vasubandhu in seiner Vimsatikā Vijnaptimātratāsiddhih getan hatte daß dieses in der Kraft zu sehen ist, welche beim Entstehen der Erkenntnis mitwirkt. Er schließt mit der Bemerkung, daß die Kette von Ursache und Wirkung, in der sich Kraft und Erkenntnis ab. wechselnd hervorbringen, seit anfangloser Zeit besteht. Wie diese Inhaltsangabe zeigt, unterscheidet sich die Alambanaparīkņā in Anlage und Durchführung deutlich von den bisher be. sprochenen Schriften der älteren Zeit. Wesentlich ist dabei folgendes. Der zweite Teil, der die Objekte als Erscheinungsbilder in der Erkenntnis erklärt, lehnt sich noch an Vasubandhu an. Dagegen ist der Nachweis, daß es keine äußeren Objekte gehen kann, vollkommen neu und selbständig. Er gründet sich auf eine dem Hīnayāna entlehnte Definition des Gegenstandes der Erkenntnis. Und was das Wichtigste ist, er unterscheidet nach Sautrāntika-Art scharf zwischen zweierlei Arten von Objekten, solchen die materiell wirklich sind (dravyasat), nämlich den Atomen, und solchen, die nur beschränkt wirklich sind (samurtisat), nämlich den aus einer Gesamtheit der Atome gebildeten Dingen. Den Ausdruck „der Benennung nach vorhanden“ (prajñaptisat) vermeidet er. Doch benützt er, um die beschränkte Wirklichkeit der aus den Atomen gebildeten Dinge zu beweisen, die hergebrachte Begründung, daß bei der Entfernung der einzelnen Atome ihr Erscheinungsbild verschwindet. Das Werk zeigt uns also Dignāga in neuem Licht. Jede Befangenheit und Unselbständigkeit ist verschwunden. Er bewegt sich voll. 131

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