Book Title: Dignaga Sein Werk Und Seine Entwicklung
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 54
________________ existieren, und er behandelt sie im Geiste der Sautrāntika. Er hatte sich also, als er dieses Werk schrieb, von den Bindungen an die Schule Maitreyanatha's bereits weitgehend gelöst. Vollständige Selbständigkeit zeigt schließlich das dritte Werk, in dem er zum letzenmal auf die Frage der Unwirklichkeit der Außenwelt zurückkommt, die Alambanaparīkṣā. Inzwischen hatte sich aber in der Richtung seiner Interessen eine entscheidende Wendung angebahnt. Die Beschäftigung mit den Werken Vasubandhu's hatte ihn auch zu dessen dialektischen Werken geführt und dieses Gebiet hatte ihn in steigendem Maße zu fesseln begonnen. Zunächst schrieb er einen Kommentar zu Vasubandhu's Vādavidhānam oder Vädavidhih. Aber der Buddhismus war es nicht allein, der sich mit Dialektik und Erkenntnislehre beschäftigte. Gerade auf diesem Gebiet wirkten die verschiedenen Schulen und Systeme wechselweise dauernd aufeinander ein. Und so sah sich Dignaga genötigt, sich mit allen Schulen auseinanderzusetzen, welche in der Dialektik und Erkenntnislehre von Bedeutung waren. Er tat dies in einer Anzahl von Werken, einer Samkhyaparīkṣā, einer Vaiseṣikaparīkṣā und einer Nyāyaparīkṣā. Und diese Tätigkeit trug reiche Frucht. Denn hier hatte er sein ureigenstes, seinem Geist angemessenes Arbeitsgebiet gefunden. Alle überkommenen Gedanken durchdrang und vertiefte er in einer bisher unbekannten Weise. Und bald gelang ihm auch die erste wichtige Entdeckung. Mit der Aufstellung des Rades der Gründe lehrte er zum erstenmal, wie formell richtige Gründe beschaffen sein müssen, und stellte damit die Lehre von der Schlußfolgerung auf festen Boden. Dann faßte er das bisher Erreichte zusammen und führte im Nyayamukham die buddhistische Dialektik Vasubandhu's zur Vollendung. Das war aber nur ein erster Abschluß. Die Beschäftigung mit den Lehren der fremden Systeme, vor allem mit der Erkenntnislehre des Samkhya, hatte sein Interesse in diese Richtung gelenkt. So wandte er sich dem Problem der Mittel richtiger Erkenntnis im allgemeinen zu. Dabei bemühte er sich, vor allem um die Abgrenzung von Wahrnehmung und Schlußfolgerung. Das führte ihn zu der Erkenntnis, daß ihre Bereiche vollkommen verschieden sind und daß die 1 135

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