Book Title: Dignaga Sein Werk Und Seine Entwicklung
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 48
________________ die Befreiung von den Befleckungen und damit die Erlösung zu erlangen, muß man die volle Wahrheit (paramārthah) erkennen. Die Deutung und Einordnung dieses Textes fällt nach dem be. reits Gesagten nicht mehr schwer. Offenkundig schließt sich hier Dignāga an Vasubandhu an. Dieser hatte als letzter unter den Vorgängern Dignāga's in seiner Vimsatikā Vijñaptimātratāsiddhiḥ einen ausführlichen Nachweis der Irrealität der Außenwelt versucht. Der Kern seiner Beweisführung beruhte dabei auf folgenden Gedanken. Ausgedehnte Dinge können keine Einheit sein, sondern müssen in Teile zerfallen. Das setzt sich solange fort, bis nur mehr die Atome übrigbleiben, welche als teillos und daher als unteilbar gelten. Solche Atome sind aber, wie sich weiter zeigen läßt, unmöglich. Und daher kann es keine Materie und damit keine Außenwelt geben. Mit diesem Gedankengang verknüpft Dignāga die Sautrāntika-Lehre von den Dingen, welche nur der Benennung nach (prajñaptitah) existieren und welche verschwinden, wenn man die Teile entfernt, auf denen sie beruhen. Er setzt dabei voraus, daß die gesamte Erscheinungswelt aus solchen Dingen besteht. Ferner nimmt er an, daß es sich mit den Teilen dieser Dinge ebenso verhält, wie mit ihnen selbst. Auch sie zerfallen in Teile und verschwinden mit der Entfernung dieser Teile, bis man endlich zu den Atomen gelangt, die er auf die gleiche Weise als unmöglich nachweist wie Vasubandhu. Im übrigen steht das Werk noch vollständig auf dem Boden der Schule Maitreyanātha's. Trotz der Einbeziehung des Begriffes der Dinge, die nur der Benennung nach existieren, wird kein Unterschied zwischen Gegenständen der Vorstellung und der Wahrnehmung gemacht. Und auch die Ableitung der Unwirklichkeit der Erkenntnis aus der Unwirklichkeit der Objekte entspricht der Lehre Maitreyanātha’s85). Das Hastavālaprakaranam ist also sichtlich der erste Versuch Dignāga's, sich mit der Frage der Unwirklichkeit der Außenwelt auseinanderzusetzen. Er bringt als neues bloß den Begriff der Dinge, welche nur der Benennung nach existieren, bewegt sich aber im b) Vgl. Z. B. Mahāyānasutralamkarah VI v. 7–9. 129

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