Book Title: Dignaga Sein Werk Und Seine Entwicklung
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 37
________________ wissens (avidyā) wird ihr wahres Wesen verdeckt und sie erscheint in anderer Gestalt (v. 38 f.). Es spiegelt sich also in ihr etwas Nichtwirkliches (v.42) und dadurch entsteht der Trug der Erscheinungswelt, indem man das Erscheinungsbild in der Erkenntnis (ākārah) als äußeren Gegenstand auffaßt (v. 26). Die ganze Erscheinungswelt ist somit bloße Vorstellung. Ihre Irrigkeit gilt insbesondere auch für die Sprache und ihre Gegenstände. Da die Gegenstände nur nach außen verlegte Erkenntnisbilder darstellen, aber nicht wirklich sind, entsprechen sie nicht dem, was die Worte ausdrücken, und die Worte entsprechen nicht den Gegenständen. Und es besteht daher auch keine wirkliche Verbindung zwischen beiden (v. 48 ff.). Damit ist uns aber bereits die Möglichkeit an die Hand gegeben, das Problem zu lösen, vor welches uns die Traikālyaparikṣā gestellt hat. Diese Anschauungen sind es nämlich gerade, welche wir bei Dignāga voraussetzen müssen, wenn wir seine Umarbeitung der Verse Bhartặhari's begreifen wollen. Von kleineren Übereinstimmungen abgesehen, finden wir hier die Annahme einer Erkenntnis, welche dem Brahma Bhartrhari's ähnelt. Und die gesamte Erscheinungswelt wird als Schöpfung der Erkenntnis betrachtet, ohne daß zwischen Wahrnehmung und Vorstellung ein Unterschied gemacht würde (vgl. v. 27). Alles wird also klar, sobald wir annehmen, daß Dignāga zur Zeit, als er die Traikālyaparīkņā schrieb, sich zur Schule Maitreyanātha's bekannte und ihre Anschauungen vertrat. Denn wenn auch ein Werk wie der Prajñāpāramitāpiņdārthasamgrahaḥ allenfalls von einem fremden Standpunkt aus geschrieben werden konnte, die Umarbeitung der Verse BhartȚhari's in der Traikālyaparīkņā ist nur vom eigenen Standpunkt des Verfassers aus vorstellbar. Dieser Annahme steht nun weiter nichts im Wege. Denn die Richtung. Maitreyanātha's bestand in der Yogācāra-Schule neben der Richtung Asanga’s noch über Dignāga hinaus und hatte z. B. noch in dem jüngeren Zeitgenossen Dignāga's Sthiramati von Valabhi einen namhaften Vertreter57). Und daß Dignāga im Laufe seines 57) Vgl. meinen Aufsatz „Amalavijñānam und Alayavijñānam“ in ,,Beiträge zur indischen Philologie und Altertumskunde, Walther Schubring zum 70. Geburtstag dargebracht von der deutschen Indologie", Hamburg 1951. 118

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