Book Title: Dignaga Sein Werk Und Seine Entwicklung
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 39
________________ lich zu einer Annäherung an Anschauungen der Sautrāntika-Schule führte. Und das widerspricht der herkömmlichen Vorstellung. Aber in der Wissenschaft entscheidet nicht eine fragwürdige Überlieferung, sondern die gewissenhafte Interpretation der Quellen. Ich sehe also im Prajñāpāramitāpiṇḍārthasamgrahah den Ausgangspunkt, von dem aus wir die Entwicklung Dignaga's zu verfolgen haben. Er ist aber nicht das einzige Werk dieser frühen Periode. Noch ein kleines Werk von wenigen Versen gehört der gleichen Zeit an, der Yogavatāraḥ61), und wir wollen wenigstens einen kurzen Blick darauf werfen, ehe wir in unserer Untersuchung fortfahren62). Der Yogavatāraḥ schildert in knappster Form den Gang der Versenkung, welche zur erlösenden Erkenntnis führt. Voraussetzung ist die richtige Belehrung über die heilige Lehre und die höchste Wahrheit. Dann beginnen die Versenkungsübungen selbst. Das Hauptziel ist dabei die Erreichung des zweiheitlosen Wissens. Es gilt daher, alle gegensätzlichen Vorstellungen, vor allem die Vorstellungen von Subjekt und Objekt (grāhyam und grāhakam) auszuschalten. Das geschieht, indem man alle Objekte als einen bloßen Trug erkennt. So schaut man das Erkennen in seiner eigenen, von allen Vorstellungen freien, anfangslosen Gestalt, wobei auch das Subjekt in dieser Erscheinungsform aufgeht. Dieser Zustand ist es, den man Soheit (tathata) oder Höhepunkt der Wirklichkeit (bhūtakotih) nennt. Bis hieher entspricht der Gang der Versenkung dem, was gewöhnlich der Weg des Schauens heißt (darśanamargah). Die weiteren Bemerkungen Dignāga's beziehen sich auf den Weg der Betrachtung (bhāvanāmārgaḥ). Er führt zur Unterdrückung von Bewußtsein und Empfindung (sam jñāveditanirodhaḥ) und zur Erwerbung der fünf übernatürlichen Kenntnisse (abhijñaḥh), welche der Yogi in vielfacher Weise zum Wohl der Wesen verwendet. So erlangt er schließlich die höchste Stufe, auf der er gleich einem Diamanten (vajrah) unverletzlich und unerschütterlich, keinen Anfechtungen mehr aus 61) Siehe Anhang 3. 62) Von einigen Stotras, die Dignaga zugeschrieben werden und die vermutlich auch der frühen Zeit angehören, sehe ich hier ab. 120

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