Book Title: Dignaga Sein Werk Und Seine Entwicklung
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 27
________________ ist ein Sāņkhya-Einschlag. Wieweit zahlreiche Berührungen mit : buddhistischen Anschauungen auf direkte Entlehnung zurückzu führen sind oder wieweit diese Anschauungen schon dem älteren Vedānta angehören, läßt sich nicht entscheiden, solange dieser nicht genauer bekannt ist. Das sind jedoch Probleme, die weit von unserer gegenwärtigen Fragestellung wegführen. Ich beschränke mich daher im folgenden darauf, zuerst die wichtigsten Lehren Bhartphari's wiederzugeben, soweit sie zum Verständnis des Abschnittes nötig sind, den Dignāga nachgebildet hat. Dann lege ich kurz den Gedankengang dieses Abschnittes dar. Nach Bhartyhari gibt es nur ein wahres Sein, das Brahma, das seinem Wesen nach Wort (sabdah) ist. Es ist ewig und unveränder. lich. Aus ihm entwickelt sich die Welt (vivartate). Diese Welt ist aber nur ein Werk der Vorstellung (parikalpah) und ist unwirklich wie ein Traum. Daß sie in Erscheinung tritt, ist durch die zahlreichen Kräfte (saktayah) bedingt, die dem Brahma innewohnen. Auf ihnen beruhen die verschiedenen Erscheinungsformen (ākārāḥ usw.), aus denen sich die Erscheinungswelt zusammensetzt. Daß diese Erscheinungsformen als etwas Getrenntes, mit einer bestimmten, von anderen verschiedenen Beschaffenheit auftreten, ist dadurch möglich, daß in ihnen, im Gegensatz zu dem einen Brahma, eine Vielheit vereinigt ist (samsrstah). Die Vielheit ermöglicht die Mannigfaltigkeit der Erscheinungswelt und vor allem die Gegensätzlichkeit von Einheit und Vielheit, Sein und Nichtsein, Gleich. heit und Verschiedenheit usw. Daß verschiedene Dinge als gleichartig erscheinen, beruht dabei auf dem gleichen Sinn (sattā), das ihnen zugrunde liegt. Auf einer eigenen Kraft des Brahma, der Zeit (kālah), beruht ferner das zeitliche Nacheinander in der Erschei. nungswelt, ihr Werden, Bestehen und Vergehen, das bei wirklichen Dingen nicht möglich wäre. Das Brahma, aus dem sich die Erschei. nungswelt entwickelt, ist selbst frei von aller Mannigfaltigkeit. Ihm kommen keine beschränkenden Bestimmungen zu. Und doch ist die ganze Erscheinungswelt in ihm enthalten. Das Brahma ist also weder seiend noch nichtseiend, weder eines noch vieles, weder vermischt noch getrennt. Und doch kann man von ihm als Träger der 108

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