Book Title: Dignaga Sein Werk Und Seine Entwicklung
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 29
________________ die Worte hervorgerufen wird (v. 53). Die Worte stützen sich dabei auf ein Erkenntnisbild, welches nur einen Teil des wahren Seins spiegelt und drücken dieses in fremder Form aus, während es seiner eigenen Form, nach unerkannt bleibt (v. 54). Diese Beschaffenheit der Erkenntnis und der Worte gilt im gewöhnlichen Leben in gleicher Weise für alle, für Wissende sowohl wie auch für die gewöhnlichen Menschen (v. 55). Es gibt aber darüber hinaus eine höhere reine Erkenntnis, die Erkenntnis eines Allwissenden, die ohne Hilfe der Sinnesorgane alle Erscheinungsformen erkennt, die im höchsten Sein vereinigt sind, und schließlich eine reinste Erkenntnis, in der alle einzelnen Erscheinungsformen verschwunden sind (v. 56). Dieser reinen Erkenntnis gegenüber bedeutet das Spie.. geln äußerer Erscheinungsformen in der gewöhnlichen Erkenntnis eine Trübung oder Befleckung, die sich aus der Vermischung mit den Objekten ergibt (v. 57). Und ebenso wie die Erkenntnis durch diese Trübung eine Entstellung ihres wahren Wesens erfährt, verliert auch das wahre Sein, sofern es als Objekt erscheint, sein eigenes Wesen (v. 58). Nachdem so die Erscheinungswelt charakterisiert ist, wie sie sich im gewöhnlichen Leben in Sprache und Erkenntnis darstellt, geht Bhartphari zur Erörterung von Sein und Nichtsein über, durch . welche das Werden und Vergehen in den drei Zeiten bedingt ist. Sein und Nichtsein im gewöhnlichen Sinne richten sich beide nach der Auffassung und dem Sprachgebrauch des täglichen Lebens, da Erkenntnis, Wort und Gegenstand, die ihnen zugrunde liegen, sämtlich, wie eben gezeigt, irrig sind (v. 59). Denn Sein und Nichtsein in diesem Sinne gehören dem Reich der Vielheit an, wo jedes Wesen in seiner Art durch den Gegensatz zu Andersartigen bedingt ist. Daher setzen auch Sein und Nichtsein' sich gegenseitig voraus (v. 59 a). Bei dem einen wahren Wesen, von dem Sein und Nichtsein als Vorstellungen nicht verschieden sind, gäbe es kein Werden und Vergehen, weil ein wirkliches Nichtsein nicht zum Sein werden kann und ein wirkliches Sein nicht zum Nichtsein (v. 60). Denn auf ein Nichtsein kann wegen seiner Unfaßbarkeit eine Ursache nicht einwirken. Und bei einem Sein, das zwar faßbar ist, aber bereits 110

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