Book Title: Dignaga Sein Werk Und Seine Entwicklung
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 16
________________ den, ähnlich wie es bei Dignāga im Pramāṇasamuccayaḥ der Fall ist. Was aber hat Dignāga's Gedanken in diese Richtung gelenkt? Um darüber Aufschluß zu gewinnen, müssen wir Aufbau und Inhalt des Pramāṇasamuccayah näher betrachten. Was zunächst den Aufbau betrifft, so besteht das Werk aus sechs Kapiteln, die folgenden Inhalt haben: 1. Wahrnehmung (pratyakşam), 2. Schlußfolgerung für sich selbst (svārthānumānam), 3. Schlußfolgerung für andere (parārthānumānam), 4. Beispiel (drstāntah), 5. Sonderung von anderem (anyāpohah), 6. falsche Einwände (jātayah). Äußerlich gesehen ist also der Pramāņsamuccayaḥ vom Nyāyamukham vollkommen verschieden. Betrachten wir jedoch den Inhalt genauer, so erscheint der Unterschied nicht so groß. Wie Dignāga selbst am Anfang des Werkes sagt und wie er es ja auch im Namen zum Ausdruck gebracht hat, ist der Pramāṇasamuccayaḥ nämlich keine vollkommene Neuschöpfung, sondern eine systematische Zusammenstellung dessen, was er in anderen Werken verstreut bereits gesagt hatte. Es handelt sich also um einen Bau, der zum größten Teil mit altem Material aufgeführt ist, und dieses Material ist nicht zuletzt dem Nyāyamukham entnommen. Zunächst aber wollen wir eines vorwegnehmen. Wie wir schon zu erwähnen Gelegenheit hatten, enthält ein großer Teil des Pramāņasamuccayah Polemik. Dignāga hat nämlich in jedem Abschnitt an die Darstellung seiner eigenen Lehre eine Widerlegung der entsprechenden gegnerischen Lehren gefügt. Diese Polemik ist offenbar aus den bereits erwähnten polemischen Werken geschöpft, und diese Vermutung liegt um so näher, als Dignāga diese Werke selbst am Ende des Pramāṇasamuccayaḥ erwähnt. Da diese Werke aber nicht erhalten sind, läßt sich nichts Genaueres sagen. Und da die Polemik überdies für die Feststellung der Entwicklung seiner Lehre am wenigsten ausgibt, wollen wir im folgenden von diesen Abschnitten absehen. Für die Beurteilung des Übrigen ist zunächst folgendes wichtig. Wie wir eben bemerkt haben, hat Dignāga im Pramāṇasamuccayaḥ den Beweis nach dem Vorgang des Sāmkhya als sprachliche Formulierung der Schlußfolgerung an diese angeschlossen und ihm den 97

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