Book Title: Dignaga Sein Werk Und Seine Entwicklung
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 18
________________ die Mitteilung unter die Schlußfolgerung fällt. Damit ist aber der Anstoß gegeben, nach dem Gegenstand der Worte zu fragen, das führt zum Problem der Vorstellung und zur Lösung dieses Problems entwickelt Dignāga seine eigentümliche Lehre von der Sonderung von anderem (anyāpohah), welche fast das ganze Kapitel füllt28). Das Neue, was das 5. Kapitel enthält, ist also Dignāga's Lehre von der Vorstellung in der Form der Lehre von der Sonderung von anderem. Und damit verengt sich unsere frühere Fragestellung zunächst auf die Frage, was ihn zur Entwicklung dieser Lehre von der Vorstellung geführt hat. Naheliegend wäre es, an seine Lehre von der Wahrnehmung zu denken. Er hat ja die vielbesprochene und vielbekämpfte Definition aufgestellt, welche das Wesentliche der Wahrnehmung darin findet, daß sie frei von Vorstellungen ist29). Man könnte also meinen, daß Dignāga im Anschluß daran seine Lehre von der Vorstellung geschaffen hat. Aber dieser Gedanke findet in den Texten keine Stütze. Zunächst bringt schon Dignāga's Definition, von dieser Seite her gesehen, nichts Neues. Denn schon der Sāņkhya-Lehrer Vindhyavāsī hatte die alte Definition der Schule, daß die Wahrnehmung Tätigkeit des Gehörs usw. (śrotrādivsttih) sei, in dem Sinn erweitert, daß er hinzufügte, von Vorstellung freie Tätigkeit des Gehörs (śrotrādivsttir avikalpikā), hatte also im wesentlichen bereits dasselbe gesagt wie Dignāga, und andere Fragmente aus der Zeit des klassischen Sāmkhya bestätigen, daß dem damaligen System dieser Gedanke vertraut war30). Was aber das Wichtigste ist, Dignāga selbst geht im Kapitel über die Wahrnehmung gar nicht näher auf die Lehre von der Vorstellung ein. Er zählt kurz fünf Arten von 2) Die Entstehung und Entwicklung der Lehre von der Sonderung von anderem bei Dignāga stellt eine große Zahl interessanter, aber auch schwieriger Probleme, und erfordert eine gesonderte Behandlung. Im vorliegenden Rahmen kann nur das Wichtigste in großen Zügen angedeutet werden. 20) pratyakşam kalpanāpodham (Nyāyamukham v. 15 = Pramānasamuccayah I v. 3). 30) Vgl. meine Abhandlung „Zur Erkenntnislehre des klassischen Samkhya Systems“, S. 113 f. 99

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