Book Title: Die Erkenntnislehere Des Klassischen Samkhya Systems
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 13
________________ materie einzuführen, also die erste von den 10 Grundlehren zu beweisen. Dann zählt Simhasūri mit dem Zusatz ittham iyatparijñānaphalanı ca śāstram die übrigen neun Grundlehren auf und bemerkt, daß sie auf die gleiche Art zu beweisen sind (S. 320,8 -321, 3). Und auch Dignāga und Jinendrabuddhi weisen mehrfach auf die 10 Grundlehren hin. Das fragliche Werk behandelte also in dem durch Dignāga und Simhasūri bezeugten Abschnitt in breiter Ausführlichkeit einen Gegenstand, der zum charakteristischen Inhalt des Şaşțitantram gehörte. Und so ist es auch aus diesem Grunde gerechtfertigt, in ihm das Şaştitantram selbst zu sehen. Dieses Ergebnis ist aber von größter Bedeutung. Es ist das erste Mal, daß uns ein Hauptwerk der klassischen Schule des Sāmkhya unmittelbar kenntlich wird, und damit können wir zum erstenmal über ein solches Werk aus eigener Anschauung urteilen und sind nicht auf Nachrichten aus zweiter Hand angewiesen. Tatsächlich läßt sich auch schon aus dem, was wir bisher gewonnen haben, obwohl es nur ein kurzer Abschnitt ist, manches erkennen. Im ersten Band meiner Geschichte der indischen Philosophie (S. 320 ff.) habe ich geschildert, welche Rolle Vrşagaña in der Ge. schichte des Sāņkhya spielte und welche Bedeutung die Aufstellung der 10 Grundlehren durch ihn hatte. Im Gegensatz zur früheren gleichmäßigen Behandlung der 25 Wesenheiten (tattvāni) an der Hand der Evolutionslehre waren damit unter Beschränkung auf das Wesentliche die entscheidenden Grundbegriffe herausgehoben und in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt. Nun sehen wir, wie das geschah. Von besonderer Wichtigkeit ist dabei die Verbindung mit der Erkenntnislehre. An der Sāmkhyakārikā hat immer die Methodik Bewunderung erregt, mit der an die Spitze des Systems die Erkenntnislehre gestellt war, um daraus streng folgerichtig die wichtigsten Grundbegriffe abzuleiten. Nun zeigt sich, daß das bereits Leistung Vrşagana's war. Und es paßt auch zu dem Bild des Mannes, der so vorbildlich den wesentlichen Gehalt des Systems herausarbeitete, daß er gleichzeitig die strenge Begründung dafür schuf. Auch wie diese Begründung erfolgte, erkennen wir nun viel besser, als es an der Hand der Kārikā möglich war. Sie war sehr breit gehalten und 14

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