Book Title: Die Erkenntnislehere Des Klassischen Samkhya Systems
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 26
________________ daran die nachträgliche Bestimmung dieser Objekte durch das Denken. Auf diese Weise wird im Denken die Bestimmung der Objekte durch die Sinne mit ihrer Bestimmung durch das Denken verschmolzen. Nun spiegelt sich im Denken aber die Geistigkeit der Seele. Infolgedessen übernimmt die Tätigkeit der Sinne vom Denken die Geistigkeit oder Verständigkeit und wird ihrerseits verständig sapratyayah). Und dadurch wird sie in Übereinstimmung mit der Definition Vrsagana’s zum Erkenntnismittel sinnlicher Wahrnehmung. Mit dem anfangs angeführten Satz des Şaştitantram läßt sich diese Lehre vereinbaren22). Denn seine zweite Hälfte ist nach den Vertretern dieser Lehre so zu deuten, daß das Denken das durch die Sinne Erkannte bestimmt, d. h. die Tätigkeit der Sinnesorgane wahrnimmt, während die Sinne das Denken wahrnehmen lassen, d. h, einen dieser Wahrnehmung günstigen Einfluß darauf ausüben. Der Vorwurf schließlich, daß Vrsagaña's Definition der sinnlichen Wahrnehmung zu eng ist, trifft bei dieser Lehre nicht zu, weil nach ihr die Wahrnehmung der Tätigkeit der Sinne durch das Denken Erinnerung (dran-pa) ist, somit nicht in den Bereich der Definition zu fallen braucht. Denn nach einem anderen Ausspruch Vrsagana's kann die Erinnerung auch eine Art der wahrnehmenden Bestiminung (mnon sum gyi zen pa'i khyad par) sein. Fassen wir alles das zusammen, so können wir sagen: Jinendrabuddhi gibt in dem in Rede stehenden Abschnitt die Ansichten zweier Vertreter des Sāņkhya wieder, welche denselben Text Vrşagaņa's verschieden deuten. Davon bekämpft der Vertreter der zweiten Ansicht die erste. Auch ist seine Lehre wesentlich weiter . entwickelt, also offenbar jünger. Charakteristisch für die erste Ansicht ist vor allem, daß nach ihr Sinne und Denken beide die äußeren Objekte wahrnehmen. Nach der zweiten Ansicht dagegen richten nur die Sinne ihre Tätigkeit auf die äußeren Objekte, indem sie ihre Form annehmen, während das Denken die Tätigkeit der Sinne wahrnimmt. Alles das steht in vollkommener Übereinstimmung mit dem, was wir bei der Besprechung der zwei Erklärungen festgestellt haben, 2) Vgl. Tf. 70 a 2-6. . 27

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