Book Title: Die Erkenntnislehere Des Klassischen Samkhya Systems
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 25
________________ Es ist damit also nur das Zusammenwirken von Sinnen und Denken zum Ausdruck gebracht. Und weil die dabei vorausgesetzte Tätig. keit des Denkens in Vrsagana's Definition der sinnlichen Wahrnehmung durch das Wort „auch“ (yan) angedeutet ist, ist diese nicht zu eng. Dieser Ansicht wird von anderen Vertretern des Sāņkhya folgendes entgegengehalten18): Es wäre zwecklos, wenn zwei Organe ihre Tätigkeit auf denselben Gegenstand richten. Dazu kommt im vor. liegenden Falle, daß das Denken, wenn es sich unmittelbar auf die äußeren Gegenstände richten würde, allein imstande wäre, alle Zwecke der Seele zu erfüllen. Die Sinnesorgane wären infolgedessen überflüssig. Auch gäbe es keine Blindheit, Taubheit usw. Schließlich wären Sinne und Denken nicht, wie es die herkömmliche Sāmkhya-Lehre verlangt, Tore (ilvārāni) und Torwächter (dvāri):19), sondern das Denken wäre ebenfalls Tor. Um diesen Einwänden zu begegnen, fügten die Vertreter der ersten Ansicht zu ihrer Lehre folgendes hinzu”'): Wenn sich das Denken auch unmittelbar auf die äußeren Gegenstände richtet, so ist es dabei doch von den Sinnesorganen nicht unabhängig, sondern wird von ihnen unterstützt. Wie nämlich eine Lampe dem Auge das Sehen ermöglicht, so ermöglichen die Sinne dem Denken das Erkennen. Daher sind die Sinne nicht überflüssig. Immerhin bleibt auch in diesem Falle die Schwierigkeit bestehen, daß unter diesen Voraussetzungen die Tätigkeit der Sinne nicht verständig (apratyayah), d. h. ungeistig (acetanah) ist, und daß sie daher nicht als Mittel richtiger Erkenntnis gelten kann, wie es doch die Definition Vrşagana's verlangt. Infolgedessen stellten die Gegner dieser ersten Ansicht ihrerseits eine andere Lehre auf, die folgendermaßen lautet21): Nur die Tätigkeit der Sinne richtet sich unmittelbar auf die äußeren Objekte, und zwar besteht ihre Tätigkeit darin, daß sie die Form der Objekte annehmen. Dann erfolgt im Anschluß 18) Vgl. T f. 69 biff. und 72 b 1 ff. 19) Vgl. Samkhyakārikā v. 35. 20) Vgl. T f. 72 b 5—7. 21) Vgl. vor allem T f. 70 b 3—5. 26

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