Book Title: Die Erkenntnislehere Des Klassischen Samkhya Systems
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 49
________________ gana’s, der dessen Lehre änderte und weiterbildete. Die legendenhafte Erzählung von seiner persönlichen Schülerschaft beim NāgaKönig Vrşagaņa ist zwar ohne jede Gewähr. Aber daß er das System Vrsagaña's weiterbildete, wird durch alles, bestätigt, was wir von seinen Anschauungen wissen43). Seine oben angeführte Definition der sinnlichen Wahrnehmung ist ein sprechendes Beispiel dafür44). Daraus folgt aber, daß Vrşagaņa älter war als Vindhyavāsī. Und da dieser als älterer Zeitgenosse Vasubandhu's in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts lebte, können wir Vrsagana nicht nach 400 n. Chr. ansetzen. Wenn sich ferner unsere Annahme bestätigt, das Vindhyavāsī der Verfasser des zweiten von Jinendrabuddhi benützten Kommentars zum Şaşțitantram war, dann scheint es eher ratsam, ihn weiter hinaufzurücken. Denn dieser Kommentar setzt nicht nur eine ältere Kommentatorentätigkeit voraus, sondern vertritt auch eine wesentlich fortgeschrittenere Form der Lehre. Schließlich ist folgendes zu berücksichtigen. Der berühmte buddhistische Philosoph Nāgārjuna bekämpft in seiner Vigrahavyāvartanī und vor allem in seinem Vaidalyasūtram eingehend die Erkenntnislehre des Nyāya, doch deutet, soviel ich sehe, weder bei ihm noch bei seinem Schüler Āryadeva etwas auf eine Kenntnis der Lehre Vrsagaña’s. Dagegen scheint der Kommentator zu Āryadeva's Sataśāstram und Akşaraśatakam, der Bodhisattva Vasu, eine solche Kenntnis besessen zu haben45). Und wenn dieser mit dem älteren Vasubandhu, dem Bruder Asanga's identisch ist, rückt damit Vrşagana an den Anfang des 4. Jahrhunderts. An dieser Berechnung ist manches unsicher. Immerhin möchte ich unter Berücksichtigung aller Umstände als Arbeitshypothese annehmen, daß die Abfassung des Şastitantram und damit die Lebenszeit Vrsagaña's um 300 n. Chr. fällt. 43) Vgl. meine Geschichte der indischen Philosophie, 1. Bd., S. 401 ff. ") Oben S. 114. 45) Vgl. W. Liebenthal, Satkārya in der Darstellung seiner buddhistischen Gegner (Beiträge zur indischen Sprachwissenschaft und Religionsgeschichte, 9. Heft), Stuttgart-Berlin 1934, S. 25. Dabei gilt das, was Liebenthal für die Zeitbestimmung der Sāmkhyakārikā anführt, für due Şastitantram, da die Kārikā in den betreffenden Punkten nur das Şastitantram wiedergibt. 50

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