Book Title: Die Erkenntnislehere Des Klassischen Samkhya Systems
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 48
________________ These durch Widerlegung der gegnerischen Thesen. Die Mittel der Widerlegung sind zwei, Widerspruch mit einem Beispiel und Widerspruch mit der eigenen Annahme.... (Wieder gebe ich als Probe ein Stück aus der ersten indirekten Begründung.) Wenn das Entfaltete aus einem Nichtsein entsteht, dann folgt daraus seine Einheit, weil ein Ursprung fehlt. Weil eine Urmaterie fehlt, würde daraus folgen, daß das Entfaltete bloße Gemeinsamkeit ohne Besonderheiten ist. Wieso? Weil den Besonderheiten eine Gemeinsamkeit vorausgeht. Es läßt sich nämlich im gewöhnlichen Leben beobachten, daß den Besonderheiten, sofern ihnen dieselbe Gattung innewohnt, eine Gemeinsamkeit vorausgeht. So geht z. B. der sauren Milch, Rahm, Butter usw. die süße Milch voraus. Im Nichtsein gibt es aber kein Wesen, das den verschiedenen Einzeldingen vorausgehen könnte. Daraus folgt aber, daß das Entfaltete bloße Gemeinsamkeit sein müßte ohne Besonderheiten. Das ist aber nicht der Fall. Daher entsteht das Entfaltete nicht aus einem Nichtsein. Infolgedessen entsteht das Entfaltete als einzige bleibende Möglich. keit aus der Urmaterie. (Nun folgten die übrigen indirekten Begründungen und anschließend daran die Behandlung der restlichen Grundlehren.) Nachdem wir so die Erkenntnislehre Vrsagana's wiedergewonnen haben, bleibt uns als letztes noch die Aufgabe, sie in die allgemeine Entwicklung einzuordnen und ihre Bedeutung zu beurteilen. Den Anfang muß dabei die Einordnung bilden, da sie die Grundlage für die Beurteilung abgibt. Und zwar steht an erster Stelle die Frage nach der Zeit Vrsagana's und des Șastitantram. Zur Beantwortung dieser Frage bietet uns zunächst die Überlieferung über Vindhyavāsī einen Anhaltspunkt, wie wir sie in Paramartha's Lebensbeschreibung des buddhistischen Kirchenlehrers Vasubandhu finden+2). Danach war Vindhyavāsī ein Schüler Vṛṣa 42) P'o seou p'an teou fa che tchouan, T 2049, p. 189 b 42 ff. Vgl. J. Takakusu, La Samkhyakarika, étudiée à la lumière de sa version chinoise, BEFEO IV (1904). S. 40 f. 4 49

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