Book Title: Die Erkenntnislehere Des Klassischen Samkhya Systems
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 54
________________ die grundlegenden Lehren des Systems abzuleiten, war auschließlich Verdienst Vrşagaņa’s. Etwas Ähnliches hat es weder zu seiner Zeit gegeben, noch hat sein Vorbild ebenbürtige Nachfolge gefunden. Was ferner die Erkenntnislehre selbst und vor allem die Lehre von der Schlußfolgerung anbelangt, so finden wir auch hier eine Fülle neuer und fruchtbarer Gedanken. Die ältere Schlußlehre hatte drei Arten von Schlüssen unterschieden, mit Früherem (pūrvavat), mit Restlichem (seșavat) und Sehen dem Gemeinsamen nach (sāmānyato drstam), eine altertümliche und einfache Einteilung. Vrşagaña stellte dem Sehen dem Gemeinsamen nach das Sehen dem Beson. deren nach (visesato drstam) gegenüber. Damit war ein klares Einteilungsprinzip gegeben und gleichzeitig die wichtige Frage nach der Allgemeingültigkeit der Schlußfolgerung angeschnitten. Die Einteilung in Schlußfolgerung mit Früherem und mit Restlichem übernahm er und benützte sie zu einer Unterteilung des Sehens dem Gemeinsamen nach. Unter Schlußfolgerung mit Früherem verstand man in der Regel einen Schluß von der Ursache auf die Wirkung, unter Schlußfolgerung mit Restlichem einen Schluß von der Wir. kung auf die Ursache. Das ließ er gelten, lehrte aber, daß nur der Schluß von der Wirkung auf die Ursache unbedingt sicher ist, eine Erkenntnis, welche erst in der späteren buddhistischen Logik von Dharmakīrti wieder aufgegriffen und vollständig durchgeführt wurde.. Viel freier als bei dieser Einteilung der Schlußfolgerung, bei der er ältere Überlieferung in seinem Sinn umformte, bewegte sich Vrşagaņa bei der Lehre von der Schlußfolgerung im allgemeinen. Vor ihm hatte man nur mit Analogieschlüssen gearbeitet, welche sich auf die Ähnlichkeit mit irgendeinem Beispiel gründeten. Er lehrte dagegen als Grundlage der Schlußfolgerung die feste Verbindung zweier Dinge und suchte die Arten dieser Verbindung festzustellen. Auch dieser Gedanke wurde erst von Dharmakīrti wieder aufgenommen und folgerichtig zu Ende gedacht. Ferner versuchte Vrşagaņa festzustellen, wie Fehlschlüsse möglich sind. Da ihm die feste Verbindung zwischen Grund und Folge die Sicherheit eines Schlusses zu verbürgen schien, suchte er die Fehlerquelle in einer mangelhaften Erkenntnis des Grundes. Das gab wertvolle Anregun 55

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