Book Title: Die Erkenntnislehere Des Klassischen Samkhya Systems
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 51
________________ zu tun. Die Wurzeln seiner Erkenntnislehre sind vielmehr anderswo zu suchen, und zwar glaube ich, sie in folgendem zu finden. Indien kennt seit alter Zeit eine wissenschaftliche Systematik, d. h. man stellte Regeln für die Abfassung wissenschaftlicher Werke (tantrayuktayah) auf. Zusammenstellungen solcher Regeln finden wir in dem berühmten Lehrbuch der Staatswissenschaften des Kautilya und in dem medizinischen Werk des Suśruta47). In beiden Fällen handelt es sich um lose Aneinanderreihungen einschlägiger Begriffe mit angefügten kurzen Erklärungen. Darunter findet sich manches, was der wissenschaftlichen Beweisführung dient. Doch ist weder die Lehre vom Beweis als solche, noch die Lehre von den Mitteln richtiger Erkenntnis darin enthalten.. Nun findet sich in dem wertvollsten Kommentar zur Samkhyakārikā und dem inhaltsreichsten Werk der älteren SāmkhyaLiteratur, das uns erhalten ist, nämlich in der Yuktidīpikā, eine Besprechung dieser Regeln zur Abfassung wissenschaftlicher Werke, und zwar ist die Yuktidīpikā das einzige Werk der damaligen philosophischen Literatur, in dem das der Fall ist. Das ist gewiß kein Zufall. Dabei erfolgt diese Besprechung nicht nebenher und sie ist keineswegs äußerlich angefügt. Es heißt vielmehr ausdrücklich, das vorliegende Werk könne den Anspruch erheben, als wissenschaftliches Werk (tantram) zu gelten, weil in ihm alle Regeln für die Abfassung wissenschaftlicher Werke berücksichtigt sind48). Und das wird an der Hand der Besprechung dieser Regeln gezeigt. Ferner ist folgendes bemerkenswert. Die hier besprochenen Begriffe sind zum größten Teil auch in den alten Listen bei Kauțilya und Suśruta enthalten. Nur einige wenige sind hinzugekommen. Unter diesen wenigen aber befinden sich die Mittel richtiger Erkenntnis und der Beweis, und diese haben ihren Platz an zweiter und dritter Stelle gleich am Anfang der Liste erhalten. Sie sind außerdem mit der späteren Darstellung der Erkenntnislehre in Beziehung gesetzt, auf die bereits an dieser Stelle verwiesen wird49). ) Eine kurze Aufzählung findet sich auch am Ende der Carakasamhita. 48) Yuktidīpikā S. 2, 13 t. und 6, 22 f. 19) Yuktidipika S. 3, 10 - 13. 52

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