Book Title: Die Erkenntnislehere Des Klassischen Samkhya Systems
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 40
________________ ihnen Andeutungen vor, daß das von ihnen bekämpfte Sāmkhya Vrsagaña's, die Mitteilung kannte. In dem Abschnitt über die sinnliche Wahrnehmung, dort wo Dignāga dem Gegner vorwirft, daß die Tätigkeit des Denkens, welche die Tätigkeit der Sinne bewußt macht, aus dem Rahmen seiner Definition fällt40), erwägt er so wie Jinendrabuddhi die Möglichkeit, daß sie als Schlußfolgerung oder Mitteilung (lun) zu betrachten ist, und lehnt dieselbe ab. Und da Dignāga selbst die Mitteilung als Mittel richtiger Erkenntnis nicht anerkennt, kann er bei dieser Erwägung nur die Lehre des Gegners im Auge gehabt haben. Dazu kommt ferner folgendes. Am Anfang der Yuktidīpikā (S. 4, 9 f.) kommt die Rede auf die Mittel richtiger Erkenntnis. Dabei werden Vrşagana's Definitionen der Wahrnehmung und der Schlußfolgerung wiedergegeben. Dann folgen zwei Sätze, welche sich auf die Mitteilung beziehen und folgendermaßen lauten: yo yatrābhiyuktaḥ karmaṇi cādustaḥ, sa tatrāptah. tasyopadeśa āptavacanam. Diese Sätze stammen offenkundig aus der gleichen Quelle wie die vorhergehenden Definitionen, nämlich aus dem Şastitantram, und beweisen somit, daß Vrşagaña auch die Mitteilung als Erkenntnismittel anerkannte. Allerdings halte ich es ohne weiteres für möglich, daß sie bei ihm verhältnismäßig noch kürzer abgetan wurde als in der Kārikā. Denn gerade er hatte die Schlußfolgerung als Grundlage des Systems in den Vordergrund gestellt. Und die. Anerkennung der Mitteilung, welche die Anerkennung der Offenbarung mit einschloß, war doch nur ein äußerliches Zugeständnis an die brahmanische Orthodoxie. Damit ist unser Versuch, Vrşagana's Erkenntnislehre wiederzugewinnen, abgeschlossen und ich gehe nunmehr dazu über, die Ergebnisse zusammenzufassen. Zu diesem Zwecke gebe ich zuerst den Text des Şaştitantram wieder, soweit er sich aus den gewonnenen Fragmenten herstellen läßt. Und zwar gebe ich ihn, soweit der ursprüngliche Wortlaut erhalten ist, in Sanskrit, das Übrige tibetisch41). 40) Vgl. oben S. 109. Dazu V f. 25 a 45 (f. 108 a 5—6) = Tf.68 b 7 - 69 a 1. 6) Ich verfahre auch hier eklektisch und folge der jeweils besseren Version. Geändert habe ich nur einige Kleinigkeiten in der sprachlichen Form. Verweise gebe ich nur, soweit sie nicht schon im Vorhergehenden gebracht wurden. Yd.= Yuktidipikā, Ny. = Nyāyāgamānusāriņi. 41

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