Book Title: Die Erkenntnislehere Des Klassischen Samkhya Systems
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 14
________________ erfolgte in starrer Regelmäßigkeit durch je fünf direkte und indirekte Begründungen. Aber auch die Samkhyakārikā und die Leistung ihres Verfassers Isvarakṛṣṇa läßt sich schon jetzt bedeutend besser beurteilen. Daß der erste Teil der Kārikā, die Prinzipienlehre, auf Vṛṣagana fußt, war klar, sobald dessen Bedeutung erkannt und seine Tätigkeit ins rechte Licht gerückt war. Das bestätigt sich also. Daneben zeigen sich aber stärkere Verschiedenheiten, als man bisher auf Grund der Karika allein vermuten konnte. Isvarakṛṣṇa erklärt nämlich am Ende seines Werkes, daß dieses, mit Ausnahme der Erzählungen und der Polemik, dieselben Gegenstände behandle wie das Șastitantram. Es lag also nahe, in der Kārikā nur einen Auszug aus diesem Werk zu sehen, besonders da Neuerungen, wie sie Vindhyavasi durchführte, in ihr vermieden sind. Daß mit Verschiedenheiten zu rechnen ist, daran war zwar nicht zu zweifeln. Besonders ein Punkt sprach eindeutig dafür. Neben den 10 Grundlehren behandelte Vṛṣagana nämlich in seinem Şaşṭitantram vor allem die 50 Begriffe (pratyayāḥ). Diese werden nun auch in der Karika besprochen, sind aber ganz in den Hintergrund gedrängt. Der Abschnitt, der sie behandelt, sieht fast wie ein Einschub aus. Im übrigen sind sie durch die acht Zustände (bhāvāḥ) ersetzt. Und das ist eine einschneidende Änderung. Darüber hinaus war jedoch bisher keine Möglichkeit gegeben, Änderungen nachzuweisen. Und so schien es eher ratsam, Übereinstimmung mit dem Şaṣṭitantram vorauszusetzen. Das erweist sich nunmehr als unrichtig. Was zunächst die Erkenntnislehre betrifft, so ist sie bei Isvarakṛṣṇa so knapp gebracht, daß wesentliche Züge der Lehre Vṛṣagana's unkenntlich geworden oder ganz verschwunden sind. Und auch Änderungen fehlen nicht, wie wir noch sehen werden. Aber auch die Prinzipienlehre weist starke Änderungen auf. Es erfolgt keine systematische Behandlung der 10 Grundlehren. Im Mittelpunkt der Darstellung stehen vielmehr Seele und Urmaterie allein, wobei vor allem ihre Eigenschaften behandelt werden. Und zwar werden bei der Urmaterie die Eigenschaften, welche Entfaltetes (vyaktam) und Unentfaltetes (avyaktam) miteinander gemeinsam haben, denen 15

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