Book Title: Die Erkenntnislehere Des Klassischen Samkhya Systems
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 22
________________ | gžan rnams ni / rkyen med pa'i 'jug pa kho na tshad ma dan rkyen dan bcas pa ni 'bras bur 'dod do // 'dzin pa la ‘jug bzin pa zes pa yan ‘di ltar brjod par bya ste / 'dzin pa la ste / 'bras bu bya ba la ste / 'dzin pa'i rgyu mtshan ‘jug pa zes pa‘i don to. Diese Erklärungen erläutern Vrsagaña's Definition der sinnlichen Wahrnehmung, und zwar behandeln sie der Reihe nach die Ausdrücke: manasādhișthitā vrttih sabdasparśarūparasagandheșu yathākramam grahaņe vartamānā. Von besonderem Interesse ist dabei der erste Abschnitt, der sich mit den Worten manasādhisthitā, „vom Denken geleitet“, beschäftigt. Nach einer kurzen Bemerkung, daß „Denken“ (manah) hier „Tätigkeit des Denkens“ (manovsttih) bedeutet, werden zwei Ansichten vorgetragen. Nach der ersten bedeutet geleitet“ (byin gyis brlabs pa) soviel wie ,,begleitet“ (lhan cig pa), d. h. die Tätigkeit des Denkens richtet sich zugleich mit der Tätigkeit der Sinnesorgane auf ein und dasselbe äußere Objekt. Ganz anders die zweite Ansicht. Nach ihr richtet sich nur die Tätigkeit des betreffenden Sinnesorgans auf das äußere Objekt, und zwar, indem es dessèn Form annimmt. Die Tätigkeit des Denkens dagegen richtet sich auf die Tätigkeit des Sinnesorgans und macht diese bewußt (rig par byed pa). Als Beleg für diese Ansicht wird ein Satz angeführt, dem wir später noch begegnen werden und der dort dem bstan-bcos (śāstram), also dem Şastitantram zugeschrieben wird. Auch ohne daß wir auf die Bedeutung der hier ausgesprochenen Gedanken näher eingehen, können wir sagen, daß sie nicht aus dem Şastitantram selbst genommen sein können. Denn sie gehen weit über den Grundtext hinaus und tragen etwas in ihn hinein, was in · seinen Worten nicht liegt. Außerdem haben wir es dabei mit zwei Erklärungen verschiedener Herkunft zu tun. Denn es handelt sich bei ihnen nicht einfach um verschiedene Deutungsmöglichkeiten, wie sie gelegentlich ein und derselbe Kommentator vorträgt, sondern um voll durchgeführte Anschauungen, die einander schroff entgegenstehen und sich gegenseitig ausschließen. Ferner wird die zweite Erklärung in der Form einer Polemik gegen die erste vorgetragen. Sie scheint also eine jüngere Entwicklungsstufe der Sāmkhya-Psychologie zu vertreten. Schließlich beruft sie sich in ihrer Polemik auf 23

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