Book Title: Der Svabhavika Sambandha Ein Geschichtlicher Beitrag Zur Nyaya Logik
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

View full book text
Previous | Next

Page 9
________________ Bedingungen ihrer Wahrnehmbarkeit erfüllt wären, in der anderen Klasse als in ihrer Existenz negiert erscheinen. Man kann daher die Nichtwahrnehmung eines Konkretum als logischen Grund für seine Nicht-Existenz (asadvyavahāraḥ) verwenden, sobald alle Bedingungen seiner Wahrnehmbarkeit erfüllt sind, denn ein und dasselbe Eigenwesen kann nicht gleichzeitig grundsätzlich wahrnehmbar und nicht-wahrnehmbar sein. Mit dieser kritischen Begründung der als Koextension zweier Klassen verstandenen Vyāpti hatte Dharmakirti zwar die Möglichkeit einer zwingenden Schlußfolgerung auch bei unvollständiger Kenntnis der die Klasse der beweisenden Eigenschaft bildenden Fälle geschaffen, indem er als Kriterion der Klassen-Koextension die faktische Existenz der diesen Klassen angehörenden Fälle gewählt und die empirische Feststellung methodisch formalisiert hatte. Da nämlich infolge Dharmakīrti's Apoha-Lehre (Nominalismus) der Begriff nicht ein allgemeines ,,Wesen" erfassen kann, sondern nur „Vorstellungs-Symbol“ für die Totalität aller in einer Klasse zusammengefaßten konkreten Fälle war, konnte bei Dharmakirti's Auffassung der Vyāpti die Koextension von Klassen nur gezeigt werden, wenn das faktisch existierende Eigenwesen entsprechend der von ihm geforderten empirischen, methodisch formalisierten Erkenntnis nachgewiesen war 22. Trilocana’s Lehre vom Svābhāvikasambandha Im Gegensatz zu diesem „extensionalen“ Typus der Logik im Buddhismus scheint sich aber im Nyāya der Zeit nach Dharmakīrti eine andere logische Tradition durchzusetzen. Dignāga hatte den logischen Nexus durch die Koextension von Klassen ausgedrückt und dadurch das Problem eines inneren Zusammenhanges zweier Gegebenheiten 22 Entsprechend der allgemeinen Forderung Dharmakirti's nach grundsätzlicher Beschränkung der Schlußfolgerung auf den empirischen Bereich legt sich für ihn die Erkenntnis des logischen Grundes aus als methodische Beobachtung eines Dinges (svabhāvahetuh), fünffache Wahrnehmung und Nicht-Wahrnehmung zweier Dinge (kāryahetuh) und als Nichtwahrnehmung (anupalabdhihetuh). 139

Loading...

Page Navigation
1 ... 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51