Book Title: Der Svabhavika Sambandha Ein Geschichtlicher Beitrag Zur Nyaya Logik
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer
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als solches aufgelöst 23. Der Nyāya scheint die logische Richtung aufzugreifen, die erstmals in der Logik Vrşagana's 24 ausgearbeitet vorlag, und über Kumarila’s Schlußlehre und den verschiedenen Formulierungen des logischen Nexus bei den Naiyāyikas der Zeit nach Dharmakirti zur Lehre vom Svābhāvikasambandha führt. Die in dieser Tradition vertretene Auffassung der Vyāpti (auch sambandhaḥ ader pratibandhah), ist nicht die Koextension von Klassen, sondern das innerliche Verweisen eines Sachverhaltes auf den anderen 25. Im Rahmen dieser Auffassung lassen sich aber im Gegensatz zur buddhistischen Auffassung sehr wohl Gegebenheiten und Prinzipien erschließen, die nicht empirisch feststellbar sind. Denn in dieser Auffassung kommt es nicht darauf an, einen äußerlichen Zusammenhang zu beobachten oder ein empirisches Eigenwesen festzustellen, sondern einen inneren Zusammenhang zu erkennen, der auch dann als gültig erkannt werden kann, wenn ein Relationsglied dieses Zusammenhanges empirisch nicht feststellbar ist.
Wenn daher Jayanta in der als Ausgangspunkt der Interpretation zitierten Stelle bemerkt, daß die Erkenntnis der Vyāpti nicht die Kenntnis aller Individualfälle fordere, da diese Erkenntnis der Vyāpti von den Gemeinsamkeiten abhänge, so ist dies ein deutlicher Hinweis dafür, daß die Vyāpti bei Trilocana nicht durch die Koextension von Klassen bestimmt ist, sondern durch dieses innerliche Aufeinander-Verweisen von Gemeinsamkeiten. Wenn dies richtig ist, dann muß sich Trilocana nicht nur gegen die Auffassung der Vyāpti als Koextension zweier Klassen wenden, sondern vor allem gegen den buddhistischen Begriff der Vorstellung als leeres „Vorstellungs-Symbol“ einer Gruppe von Individualfällen. Denn nur durch diese Auffassung war die buddhistische Logik im Gefolge Dharmakirti's möglich. Tatsächlich findet sich ein
23 Vgl. hiezu I. M. Bocheński loc. cit., p. 503, wo dies wegen mangelnder historischer Einordnung nicht deutlich erkannt ist.
24 Es ist bemerkenswert, daß Vācaspati bei Erörterung des Svābhāvikasambandha auch Vịşagana's Lehre vom siebenfachen sambandhah erwähnt und zurückweist, obwohl Vrşagana zur Zeit Vācaspati's sicher bereits ein halbes Jahrtausend zurücklag und in der logischen Diskussion der Zeit sicher keine Rolle mehr spielte.
25 Man könnte diese Auffassung der Vyāpti ,,intensional" nennen, und die damit arbeitende Logik eine Logik von Begriffsinhalten.
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