Book Title: Dignaga Sein Werk Und Seine Entwicklung
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 4
________________ Hier bietet uns nun zunächst der Hetucakradamaruh einen wertvollen Anhaltspunkt"). In diesem Werk hat Dignāga, wie schon der Name sagt, das Rad der Gründe (hetucakrah) behandelt, das heißt, er hat in ihm alle Fälle, welche bei der Schlußfolgerung im Verhältnis von Grund und Folge möglich sind, in übersichtlicher Form zusammengestellt. Er verfährt dabei in folgender Weise. Nach überkommener buddhistischer Lehre muß, damit eine Schlußfolgerung richtig ist, der Grund drei Bedingungen erfüllen: er muß im Gegenstand des Schlusses vorhanden sein, er darf nur dort, wo sich die Folge findet, oder, wie man es auszudrücken pflegte, im Gleichartigen (sapakşah) vorkommen, und er muß dort, wo die Folge fehlt, also im Ungleichartigen (vipakşah), ebenfalls fehlen. Dieser Lehre gibt Dignāga folgende Form. Was die erste dieser Bedingungen betrifft, so kann der Grund im Gegenstand des Schlusses vollständig vorhanden sein, vollständig fehlen oder teilweise vorhanden sein und teilweise fehlen. Im ersten Fall ist er richtig, in den andern beiden ist er nicht erwiesen (asiddhah). Die gleichen drei Möglichkeiten lassen sich aber auch im Verhältnis des Grundes zum Gleichartigen und Ungleichartigen unterscheiden. Er kann im Gleichartigen und Ungleichartigen ebenfalls vollständig vorhanden sein, vollständig fehlen oder teilweise vorhanden sein und fehlen. Diese verschiedenen Möglichkeiten lassen sich überdies miteinander verbinden. Der Grund, der im Gleichartigen vollständig vorhanden ist, kann im Ungleichartigen vollständig vorhanden sein, vollständig fehlen und teilweise vorhanden sein und fehlen, und ebenso der Grund, der im Gleichartigen vollständig fehlt oder teilweise vor. handen ist und teilweise fehlt. Es ergeben sich somit insgesamt neun Möglichkeiten. Diese neun Möglichkeiten ordnet nun Dignāga in der genannten Reihenfolge in drei Reihen in der Form einer Tafel an, die er das Rad der Gründe nennt. Davon ist der mittlere Grund in der ersten und letzten Reihe richtig, der erste und letzte Grund in der mittleren Reihe widersprechend (viruddhah), alle übrigen sind nicht zwingend (anaikāntikah). Von allen neun Möglichkeiten gibt Dignāga schließlich noch einen Musterfall, wobei der Gegenstand *) Vgl. Anhang 7.. 85

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