Book Title: Traditionell Indische Vorstellungen Uber Die Fuse In Literatur und Kunst Author(s): Fur Klaus Fischer Publisher: Fur Klaus Fischer View full book textPage 9
________________ 235 Traditionell-indische Vorstellungen über die Füße in Literatur und Kunst schreiten ließ,64 und die Proskynese der Königin Sunanda vor dem Mönch Sambhūta, wobei sie mit ihren langen Haaren seine Füße berührt, was den Mönch wiederum nicht unberührt läßt.65 Selbst sah ich 1965 in Burma eine Frau ihre Haare über die Füße des mumifizierten Sun Lun Saya in Myingyan werfen. Einen postumen Fall bilden noch die Haare des hingerichteten Ministers Sandhimati, die auf die Füße seines Gurus fallen, wenn dieser dessen Körper vom Pfahl abnimmt.66 Menschliches auf Tiere übertragen findet sich im Falle vom Kaṇṭhaka, der beim Abschied vom Bodhisatta auf der linken Vorderhand kniet und die Füße seines Herrn mit Tränen benetzt.67 Die Fußberührung soll heute nurmehr auch bei Politikern vorgenommen werden,68 z. B. als die,,bandit queen" Phoolan Devi sich im Februar 1983 mit ihrer Bande dem Chief Minister von Madhya Prades, Arjun Singh, ergab (The Observer vom 13.2.1983). Sie findet aber besonders auch noch im religiösen Bereich statt," wobei Vişnu-Devotees sich stellvertretend für die Füße ihres Acaryas sogar die Abdrücke auf einem Seidentuch regelmäßig auf den Kopf legen.70 69 Die Handlung als solche eignet naturgemäß bestimmten Tieren, wie z. B. eine Antilope die Füße eines Asketen leckt"1 oder ein Hund seinen Kopf auf die Füße seiner Besitzerin legt." Schwer vorstellbar ist für uns das Trinken des Fußwaschwassers – pādôdaka oder caranâmṛta73 heiliger oder auch nur geliebter Personen.74 Hierbei dürfte es sich 64 Mahāvastu I 238, 13 (...) Bhagavato Dīpamkarasya (...) keśehi pada-talāni samparimārjanto; siehe Abb. 72 in M. Hallade, Indien (Fribourg 21975) (Shotorak, Afghanistan); A. Foucher, L'art grécobouddhique du Gandhara (Paris 1905) Abb. 139-141. 65 H. Jacobi, Ausgewählte Erzählungen in Māhārāṣṭrī (Leipzig 1886) 3, 33; vgl. Hemacandra, Trişaşţi 9, 1, 96 tasyaś câlaka-samspṛśam Sambhūta-munir anvabhut. - Vgl. Hemac, ebd. 1, 3, 280 Bhartur luthitva pāda-pankaje Śreyâmso 'marjayat keśaiḥ und die Darstellung von Radha, die mit ihrem Kopf den rechten Fuß Kṛṣṇas berührt, im Victoria and Albert Museum, abgebildet in V. Ions, Indian Mythology (London 1967) 56; G. Frazer, The Golden Bough (London 1922 [1950]) 235. 66 Rājatarangini 2, 88. 67 Siehe Kl. Fischer, Zu erzählenden Gandhara-Reliefs: AVA-Beiträge 2, 1980, 265. 286 < Buddhacarita 6, 53. 68 "A generation ago it was still customary to touch the feet of the father and other older and respected persons, and it is still possible to see people touching the feet of politicians" (P. Spratt, Hindu Culture and Personality [Delhi 1977] 53). Der Brauch ist nach wie vor aber üblich. 69 Siehe z. B. Thomas Ross in seinem Artikel,,Erlösung in Kurukshetra" in bezug auf Dudu Bābā, einen,,heiligen Mann", der seinen äśram bei Hardvär hat (FAZ vom 18. 12. 1982, Beilage Bilder und Zeiten, S. 2). 70 W. Kirfel, Symbolik des Hinduismus und des Jinismus (Stuttgart 1959) 90. Bāna, Hear 237, 12. 72 J. and R. Godden/St. Snead, Shiva's Pigeons. An experience of India (London 1972) 334. 73 Die Lexika (PWB mit Schmidts Nachträgen, MW) führen diese Wörter nicht mit Belegstellen auf. Pādôdaka erscheint VaikhānasaGS 3, 22, 13; apokryph im Mbh und z. B. in dem Halbsloka mir unbekannter Provenienz, den ich Herrn Prof. K. C. Lalwani, Calcutta, verdanke: Viṣṇupädôdakam pītvā sirasa dharayamy aham. Ferner z. B. im Vinaya pali I 9,8 et passim. 74 Siehe z. B. BhagPur 10, 87, 23 (von Kṛṣṇa); W. Crooke (vgl. Anm. 219) I, S. 242; M.S. Stevenson (vgl. Anm. 181) 388; J. M. Campbell, Notes on the Spirit Basis of Belief and Custom: IAPage Navigation
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