Book Title: Traditionell Indische Vorstellungen Uber Die Fuse In Literatur und Kunst
Author(s): Fur Klaus Fischer
Publisher: Fur Klaus Fischer
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Willem B. Bollée
nicht gemacht werden, u.a. weil man im Dunkeln nicht deutlich erkennbare Kleinund Kleinstlebewesen leicht töten könnte, und Wasser gilt, zumindest bei den Jainas, als belebt. Ein Veda-Student muß täglich die Füße seines Gurus waschen174 (nicht aber die dessen Familie),175 und ein snātaka - also jemand, der sein Studium beendet hat - soll seine Füße gegen Westen waschen, 176 außerdem nicht den einen mit dem anderen 177 und nicht in einem Messinggefäß.178 Auch nach dem upanayana - der Einführung eines jungen Ariers bei einem Lehrer – unterbleibt die Fußwaschung. 179 Laut Gobhila (GS 6) soll man seine rituelle Selbstreinigung mit den Füßen anfangen. Das Fußwaschen beim Totenopfer geschieht bei einem Brahmanen in einem Viereck, bei einem Ksatriya in einem Dreieck, bei einem Vaisya in einem Kreis, während bei einem Sudra lediglich eine Besprengung der Füße stattfindet. 180 Angesichts der Beschaffenheit indischer Aborte schließlich ist das Waschen der Füße nach einem Besuch dort verständlicherweise vorgeschrieben.181 Es geht aber nicht nur um Reinigung von Schmutz, wie die Geschichte des epischen Königs Nala beweist, der diese Handlung vergaß und sich so zur Abendandacht hinsetzte. Der Würfeldämon Kali konnte sich alsdann durch seine Füße einschleichen und sich seiner bemeistern.182
Fußwasser reichen ist natürlich Teil der Bewirtung eines Gastes. 183 Ein Hausvater
174 ApDhS 1, 2, 6, 1. 175 GautamaDhS 2, 32. 176 ĀpDhS 1, 11, 31, 1. 177 GautamaDhs 9,32.
178 Manu 4, 65. - Weil sie dann mit dem gelben Metall in Berührung kommen bzw. gelb scheinen können? Für die Assoziation von gelben Füßen und (Umgang mit) verbotenen Frauen siehe die obige Varāhamihira-Stelle 68, 3.
179 KhădiraGS 2, 5, 12. 180 Saurapurāņa übersetzt von W. Jahn (Straßburg 1908) 19, 13 f.
181 Solche den französischen ähnlichen Abtritte, abgebildet im ersten Memoir des Archaeological Survey of Ceylon (Colombo 1924), Taf. 50, sind mit im Vinaya passāva-pădukā genannten (II 141, 3) „privy-shoes (Horner) versehen, welche laut Buddhaghosa aus gebrannten Ziegeln, Stein oder Holz bestehen (Sp 1214, 26) und das gleiche gelte für die vacca-pădukā (ib., Z. 27). Man benutzt den Abort immer sitzend (Vinaya IV 205, 16) und die Arier mit übers rechte Ohr gehängter heiliger Schnur (M.S. Stevenson. The rites of the twice-born [London 1920] 211). Rāy 62 (Suttâgame II 88, 22 f.) vacca-gharamsi thiccă wird von R. C. Tripathi, Rayapaseniyasutta (Ahmedabad, o. J. 1936/37[?]) 26 fälschlich mit standing in a latrine übersetzt. Urinieren im Stehen verbietet aber schon AV 7,102 und sthā- kann ja auch ,sich befinden (PWB) heißen. - Uber die „privy shoes" schrieb m. W. zuletzt J.E. van Lohuizen de Leeuw, An Aspect of Sinhalese influence in Thailand: in S. Paranavitana Comm. Vol (Leiden 1978) 137-141.
182 Mbh cr. ed. 3, 56, 3 (...) sandhyām āste sma Naişadhah / a-krtvā pādayoh saucam; tatrâinam Kalir avisat; - vgl. z. B. noch J.A. Dubois, Hindu Manners, Customs, and Ceremonies (Oxford *1906) 239 und den Fall der Diti, deren Unachtsamkeit Indra die Gelegenheit gab, das Kind in ihrem Schoß in sieben Stücke zu teilen (Matsya Pur 7, 53f.), sowie weniger explizit MS 2, 5, 6 gātrāni devā abhisamvisantu von den Todesgöttern Varuņa u. Yama. Wichtig ferner J. Abbott, Keys (vgl. Anm. 293) 162.
183 U.a. Rām 2, 91,2 = 1, 49, 18.