Book Title: Traditionell Indische Vorstellungen Uber Die Fuse In Literatur und Kunst
Author(s): Fur Klaus Fischer
Publisher: Fur Klaus Fischer
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Willem B. Bollée Kuşāņas, die seinem Kult neuen Auftrieb gaben (cf. oben, S. 242), und in Verbindung mit einer mythologischen Überlieferung, derzufolge die Füße der Sonne so sehr strahlen, daß sie sub poenā von Lepra und Hölle weder gemalt noch in Tempeln abgebildet werden dürfen.403 Der Fußstaub des Sonnengottes hat MārkPur 107, 9 zufolge eine reinigende Wirkung.
Der Gebrauch des Fußes als Werkzeug und Waffe ist auch den Göttern vertraut: Indra trennt mit einem Fußtritt den Kopf des Dämons Namuci ab 404 und, weil Yama die Mitfrau seiner Mutter treten wollte, verfluchte diese ihn, daß ihm der Fuß abfalle.405 Ferner drückte Siva, als der Dämon Rāvana versuchte, den Kailāsa-Berg zu heben, letzteren mit seiner großen Zehe nieder;406 beim Tanz steht er mit einem Fuß auf dem Dämon Muyalaka.407
Dann seien hier noch einige Stellen aufgeführt, wo das Schweben von Heiligen erwähnt wird. So sagt das Mahāvastu (1 308, 13), daß die Buddhafüße vier Finger über der Erde gehen, trotzdem aber darin Abdrücke mit einem Rad zurücklassen und in einer Jātaka-Strophe (IV 383, 8*) heißt es vom Bodhisatta, er bewege sich durch den Luftraum.408 Fliegende Mönche werden verschiedentlich genannt409 und, wo die
Auboyer, Afghanistan und seine Kunst (Prag 1968) 98; K.N. Puri/KI. Fischer, 5000 Jahre Kunst aus Indien, Essen 1959. Kat. Nr. 265 (Konārak, 12 Jh.); S.M. Gupta, Surya the Sun God (Bombay 1977) Abb. 10 (Mārtānda, Kasmir 6. Jh.), 25 (Calcutta, 5. Jh.), 13 (Kolal, Afghanistan) usw. Für den gestiefelten Mitra im südlichen Nisa-Tempel in Konārak siehe A. Boner/S. R. Sarmā/R. P. Däs, New Light on the Sun Temple of Koņārka (Benares 1972) Abb. 41 a.
403 Citreşv ayatanesu ca na kvacit kārayet pādau Deva-devasya (Matsya Pur 11, (30-)33). In demselben Text 261, 4 heißen die Füße der Sonne strahlend. Samjñā, die Frau des Sürya, hatte sich darüber beklagt, daß ihr Mann so heiß sei und der ließ sich alsdann von seinem Schwiegervater Viśvakarman seine Glut beschneiden (MārkandeyaPur 78, 41, wo aber von den Füßen nicht die Rede ist). - Mbh 13, 96, 6 und 14 ist es Sürya, der Jamadagni Sandalen (und einen Sonnenschirm) schenkt und diese damit bei den Menschen einführt. - Als überhaupt fußlos wird RV 1, 24, 8 der Sonnengott Savitar bezeichnet, der dort von Varuņa ein Paar bekommt. - Diese alte Beschäftigung mit der fußlosen Bewegung der Sonne geht vielleicht auf die Kinderfrage zurück „And how can the sun move all day without any feet?", wie bei Mulk Raj Anand, Seven Summers (New Delhi: Orient Paperbacks, o. J.) 162 (Kap. 6).
404 VS 10, 14; ŚB 5, 4, 1,9. 405 Brahmapur 6, 23 ff.; MatsyaPur 11, 11; BhavisyaPur 1, 47, 14 ff. 406 Bāņa, Hcar 196, 22; - V. Ions, Indian Mythology (vgl. Anm. 65) 114. 407 A.K. Coomaraswamy, The Dance of Siva (New Delhi 1976) 70.
408 Vom Buddha selbst z. B. Ja V 413, 29; Mvu III 114, 16; Buddhaghosa, Vism 144, 17 nennt fliegen als Fähigkeit der khiņāsavā. - Das Śrāvasti-Wunder, bei dem der Buddha durch die Luft schreitet (u.a. Ja IV 264 ff.), findet sich abgebildet in Sanchi, s. z. B. J. Naudou, Le Bouddha (Paris 1973) 154. 167. Er schwebt hier in der Gestalt eines waagerechten Steinblocks über dem Mangobaum. - Siehe ferner z. B. E. Waldschmidt, ,,Wundertätige Mönche in der Ostturkestanischen Hinayāna Kunst": Ost-Asiatische Zs. (Berlin) 16, 1930, 3–9; Coomaraswamy, Selected Papers I (vgl. Anm. 127) 457. - Für die Bedeutung des Fliegens von Erlösten außerhalb der populären Erzählungsliteratur siehe M. Eliade, Mythes, rêves et mystères (Paris 1957) Kap. VI; ders., The Two and The One (Chicago U.P. 1979) 120; ders., Rites and Symbols of Initiation (N. Y. 1975 [1958]) 78. 101 ,,flight proves that one has transcended the human condition, has arisen above it, by transmuting it through