Book Title: Traditionell Indische Vorstellungen Uber Die Fuse In Literatur und Kunst
Author(s): Fur Klaus Fischer
Publisher: Fur Klaus Fischer

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Page 1
________________ Willem B. Bollée Traditionell-indische Vorstellungen über die Füße in Literatur und Kunst* für Klaus Fischer In der Fußnote zu seiner 1917 erschienenen Übersetzung der Haris Lotosfuß gewidmeten Hymne des südindischen Vaisnava-Lehrers Yamuna (11. Jh.), dessen Schülersschüler Rāmânuja war, vergleicht Rudolf Otto eher Metaphern seiner Zeit und Umgebung mit indischem Brauchtum, wenn er sagt: „Der Fuß spielt in der religiösen Bildersprache Indiens die Rolle, die in der unsrigen die Hand spielt“ und anschließend hiervon einige Beispiele aus seiner Praxis als Theologe gibt: „Wir befehlen uns in Gottes Hände, seine Hand leitet uns, mit der Hand segnen wir, die Hand Gottes vom Himmel her war in frühchristlicher Zeit die Andeutung der Gegenwart Gottes selber. Das Kind küßt und kost Vater und Mutter die Hand. In Indien aber neigt man sich Vater und Mutter zu Füßen, ehrt ihren Fuß. Der Schüler legt sich des Meisters Fuß aufs Haupt zum Segen. Der Gläubige flüchtet zu Bhagavant's Füßen. Man denke auch daran, daß den östlichen Völkern und besonders den Indern bei Gewerbe und Gestikulation der Fuß gradezu eine dritte Hand ist.“1 Anderes dagegen hat anscheinend Carstairs im Auge, wenn er darlegt, daß im indischen Kulturbereich die Füße Aspekte eines Tabu-Gegenstandes haben.? * Die vorliegende Abhandlung ist aus dem Plan zu einem Vortrag erwachsen. - Für ihre bereitwillige Hilfe bei der Beschaffung von Büchern und Artikeln möchte ich mich bei den Damen und Herren der Universitätsbibliothek Bamberg herzlich bedanken. Abkürzungen: Buddhistische Texte folgen dem Abkürzungssystem der Epilegomena zum C(ritical) P(äli) Dictionary) (Copenhagen 1948). Jainatexte wurden wie in W. Schubrings, Lehre der Jainas (Berlin 1935) abgekürzt. Sanskrittexte haben ihre Sigel nach M. Monier-Williams, A Sanskrit-English Dictionary (Oxford 1899) xxxiiif. PWB = 0. Böhtlingk/R. Roth, Sanskrit-Wörterbuch (St. Petersburg 1855-75). 1 R. Otto, Vişnu-Nārāyana (Jena 21923) 75.- Ragionare coi piedi tun die Inder aber z. B. nicht. 2 G.M. Carstairs, The Twice-Born (London 21961) 79: „In contrast (zum Kopf), the feet are considered to be the lowliest part of one's anatomy. Ordinarily people take great care not to come in contact with each other's feet, even in the press of a seated, barefooted crowd. (...) It was not the fact of this discrimination between the head and the feet which was unfamiliar; to some extent Westerners share in this evaluation. The difference lies in the intensity of feeling which Hindus invest in this subject." - Jemandem auf den Fuß treten verlangt sofortige Entschuldigung durch Ausstrecken beider Hände zu dem betreffenden Fuß hin (J.A. Dubois, Hindu Manners, Customs and Ceremonies (Oxford 1906] 329).

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