Book Title: Traditionell Indische Vorstellungen Uber Die Fuse In Literatur und Kunst Author(s): Fur Klaus Fischer Publisher: Fur Klaus Fischer View full book textPage 2
________________ 228 Willem B. Bollée Diese verschiedenen Anschauungsweisen laden zu einer näheren Betrachtung des untersten Körperteils – adhamanga, wie einer der Sanskritwörter für Fuß lautet - ein, und damit zu einer wenigstens andeutungsweisen Ergänzung der bereits von anderen behandelten verwandten Themen wie ,,heiliger Fußabdruck“,3 ,,Circumambulatio“,4 „Weg“Sund ,,Fußgestell“.6 Befassen wir uns zunächst etwas mit der pars infima in Redensarten, Metaphern, Eigennamen und als Symbol oder pars pro toto, um danach auf den Fuß mit und ohne Erdberührung einzugehen, und zwar jeweils unter den Aspekten von Ruhe und Bewegung, wobei letztere zumeist ergiebiger ist. Der Fuß in Redensarten, Eigennamen und als Symbol (pradakşiņā, Proskynese, Fußberührung, Fußwaschwasser, Eid bei den Füßen) Für die Redensarten entnehme ich einer von Böhtlingk zitierten einheimischen Sammlung den Spruch ,heftiger Schmerz peinigt einen Niedrigen ärger denn einen Hohen: das Gefühl der Kälte bemächtigt sich schnell der Füße, nicht aber der Augen, weil er, verglichen mit unsrem Ausdruck ,,kalte Füße bekommen“, ein gutes Beispiel für die semantische Entwicklung desselben Bildes in zwei letztlich doch verwandten Sprachen bietet. Als hapax legomenon erwähne ich ferner eine Wendung des Jätaka-Kommentators, wenn er einen Candāla dem arroganten Veda-Schüler Setaketu sagen läßt: „Wenn Du meine Frage nicht beantworten kannst, nehme ich Dich zwischen meine Füße“, welche Berührung eines Kastenlosen für einen Brahmanen natürlich sehr schlimm ist. Der Gehvorgang veranlaßte schon einen alten rgvedischen Sänger zu folgendem Bild: wie man die Füße einen um den anderen vorsetzt, so macht er (d. h. der Gott 3 J. Low, On Buddha and the Phrabāt: TRAS 3, 1835, 57-127; R. Karutz, Von Buddhas heiliger Spur: Globus 89, 2, 1906, 21 ff. 45 ff.; J. Charpentier, Heilige Fußabdrücke in Indien: Ostasiatische Zs. 7, 1928, 1-30. 179-200 (handelt de facto hauptsächlich über die Fußabdrücke auf dem Adamsberg in Ceylon); P. Wirz, Buddhas Füße und Fußabdrücke: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Ethnographische Abt. 27 1947, 59-66; E.F.C. Ludowijk, The Footprint of the Buddha (London 1958) 11-23; U. Poley, Der Buddhapada (Diplomarbeit Berlin-Ost 1967 mit ausführlicher Bibliographie). 4 W. Caland, Een Indogermaansch lustratiegebruik: Med. AdW Amsterdam, Afd. Letterkunde 4 II, 1898, 287 ff.; A. Hillebrandt, Circumambulatio: Mitteil. d. schles. Ges. f. Volkskunde (Breslau) 13-14, 1911, 3-8. S. auch die von F. Heiler in seinem Buch Erscheinungsformen und Wesen der Religion (Stuttgart -1979) 179 aufgeführte Literatur (bis 1923!). S J. Gonda, ,Ways in Indian religions (Selected Studies IV, Leiden 1975) 317 ff. 6 Ders., ,,Pratiştha“ (Sel. Stud. II) 340 ff. 70. Böhtlingk, Indische Sprüche (St. Petersburg 21870) Nr. 214<Drsțântaśataka 64. 8 Ja III 233, 9 ff. pädantare tam gamemi. Ob es sich hier um eine façon de parler handelt, die von dem sozialen Gegensatz unterstrichen wird, um einen Slang-Ausdruck, oder ob eine andere Vorstellung (Ringkampf?) impliziert ist, muß in Anbetracht des anscheinend einmaligen Ausdrucks offen bleiben. Siehe auch unten S. 270.Page Navigation
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