Book Title: Traditionell Indische Vorstellungen Uber Die Fuse In Literatur und Kunst
Author(s): Fur Klaus Fischer
Publisher: Fur Klaus Fischer

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Page 20
________________ 246 Willem B. Bollée jemandem Zuwenden der Füße wäre die afrikanische Reaktion verständlicher gewesen, denn das erstgenannte findet sich schon im Palikanon - wenn König Pasenadi Kosala bemerkt, daß zwei seiner Offiziere sich mit den Füßen ihm zugewandt, mit dem Kopf aber in Richtung des Buddha hinlegen, und ihm somit weniger Respekt zeigen als dem Herrn.159 Daß solche Kinder vor dem Malocchio sicher sein sollen, hat vielleicht damit zu tun, daß die Füße als männliche Köperteile gelten. Auf eine sexuelle Bedeutung 156 der Füße könnten die nachfolgenden Stellen hinweisen. In einem Liebeszauber zur Gewinnung der Zuneigung einer Frau im Atharvaveda heißt es: ,Verlange nach meinem Körper, meinen Füßen; verlange nach (meinen) Augen, verlange nach meinen Oberschenkeln : 157 Was der Mann erwartet, könnte entweder streicheln oder kratzen/kitzeln sein. Das erste drückt wohl Hemacandra aus, wenn er eine Vidyādhara-Frau, die einen in einem Luftkampf abgehauenen und auf die Erde gefallenen Fuß sieht, ausrufen läßt: ,Das ist meines Mannes Fuß, den ich lange eigenhändig eingeölt, gerieben, gewaschen und eingecremt habe; (...) der nie müde wurde, in meinem Schoß von meiner Lotoshand gestreichelt zu werden. 158 Das machte auch Śarada Devi bei ihrem Mann Rāmakrsna159, und für Ähnliches bei den Göttern siehe weiter unten (S. 270). Das Gefühl schließlich, das der Anblick der Füße seiner Geliebten Rädhā bei Hari hervorruft, kennzeichnet Jayadeva als herzerregend (hrdaya-rañjana); er würde sie liebend gern schön lackieren. 160 Auf Kratzen, oder Kitzeln?, könnte eine Passage in der Brhat-Samhită hindeuten, die besagt, daß der Klient eines Wahrsagers an eine Sklavin denkt, wenn er seine Füße kratzt.161 Die Fuß-Massage ist sonst ein Dienst, den der Sohn seinen Eltern erweist, 155 MajjhimaN II 124, 6 (thapatayo) yato assosum kho Bhagavantam, tato sisam katvā mam pădato karitvå nipajjimsu. Vgl. Mahavamsa XXV 92. 156 Siehe hierfür z.B. O. Fenichel, The Psychoanalytic Theory of Neurosis (London 1946) 341; N. Fodor, The Search for the Beloved (New Hyde Park 1949) 162 (Futt: foot); M.L. Peerbolte, Psychic Energy (Wassenaar 1975) 427; fuseln, füßeln; footsie 'amorous play with the feet' (COD) etc. Für den Fuß als männlicher Körperteil vgl. supra S. 240. Auch bei den Taubenfüßen der Apsaras geht es vielleicht nicht nur um die rosa oder rote Farbe, sondern ebenfalls um den Charakter dieser Vögel in der Wertschätzung der Inder, s. unten Anm. 366. - Indirekt erhalten die Füße auch bei Aristoteles sexuelle Bedeutung, wenn er in seinen Problemata IV 5 (877 a) meint, daß nackte Füße Trockenheit verursachen und somit nachteilig für den Sexualverkehr seien. 157 AV 6, 9, 1. 158 Hemac Trişaști 2, 6, 424–9. Wie aus dem Nachstehenden hervorgeht, könnte hier die Wade (mit)gemeint sein, eine Unklarheit des Ausdrucks, welche auch im klassischen Altertum bezeugt ist: C. Sittl, Die Gebärden der Griechen und Römer (Leipzig 1890) 164. Die Fußmassage durch die Frau, welche ihr Mann als sexuell stimulierend empfindet, beschreibt H.S. Levy, Chinese Footbinding. The History of a curious erotic Custom (New York 1966) 131. 159 P.C. Roy Choudhury, Tempels and Legends of Bengal (Bombay 1967) 16. 19. 160 Gitagovinda (Bombay 1949) 10, 19,6. 161 Varāhamihira, BS 51, 13 hastena pādau kandüyet tasya dāsi-mayi ca să (cintaya). Ist devadāsto gemeint? - Die vordergründige Deutung der Assoziation mit den Füßen als Sklaven des Menschen steht ihre Zugehörigkeit zu den männlichen Körperteilen im Wege.

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