Book Title: Traditionell Indische Vorstellungen Uber Die Fuse In Literatur und Kunst
Author(s): Fur Klaus Fischer
Publisher: Fur Klaus Fischer
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Traditionell-indische Vorstellungen über die Füße in Literatur und Kunst 245 tum als unheilvoll oder zumindest als Zeichen eines künftigen Fußleidens152 und wurden z. B. bei den Baganda in Ostafrika mit den Füßen zuerst geborene Kinder erwürgt und an Wegkreuzungen bestattet,153 so meint man in Indien lediglich, daß sie gegen den bösen Blick gefeit sind und Rheuma sowie andere Krankheiten durch Fußreibung heilen können.154 Angesichts der asiatischen Empfindlichkeit gegen das
mene Fußlage (1 Fuß), 0,6% vollkommene (beide Füße); siehe K. Knörr / H. Knörr-Gärtner/F.K. Beller / Ch. Lauritzen, Lehrbuch der Geburtshilfe und Gynäkologie (Berlin 1982] 364 f. (freundliche Auskunft von Herrn Dr. med. M. Holzschuh, Würzburg).
152 Stemplinger (vgl. Anm. 135). 153 J. Roscoe, The Baganda (London 1911) 124 f.
154 W. Crooke, Popular Religion (vgl. Anm.74) II, 36; J. M. Campbell, Notes (...): IA 27, 1898, 158 (in Dhārwär). Ein solches Kind (pāyālu) kann auch Geister und verborgene Schätze sehen, wenn seine Augen gesalbt sind, ist aber von Wasser und Blitz gefährdet und bringt der Hebamme Unglück, so daß es vor Kindermord geschützt werden muß (J. Abbott, Keys (vgl. Anm. 293] 65). - Bei den Schweden Estlands galten fußgebürtige Kinder dagegen als gerade mit dem bösen Blick behaftet (S. Seligmann, Der böse Blick und Verwandtes I [Berlin 1910) 170).
Uber Massage mit den Füßen gegen Rheuma im allgemeinen s. Paudler, Scheitelnarbensitte (vgl. Anm. 126) 175 Anm. 25. In Italien wird sie bis auf den heutigen Tag vorgenommen, wobei als Heiler besonders Mütter von Zwillingen auftreten. So schreibt A.M. Di Nola «In Abruzzo, fino a qualche decennio addietro, chi soffriva di dolori lombari, doveva distendersi bocconi a terra e una donna che era stata madre di gemelli, reggendo un aspo in mano, poggiava uno dei suoi piedi sulle reni del paziente e lo scavalcava pronunziando una particolare formula che è riportata nelle raccolte del Finamore. Codesti usi erano (e in parte sono) molto diffusi in Italia. Un potere eccezionale sembra attribuito alle madri di gemelli. Di Nola sah selbst 1968 in Lettere bei Neapel eine solche Heilung von Rheuma u.a.: «La donna, che operava da guaritrice, intervenica con estrema energia, circondando il paziente, disteso a terra, con il ventre volto in alto, con un passo ritmato di tripudium classico. La formula, per quanto ricordo, invocava, secondo una ripetizione ceremoniale, San Callisto: Leva, leva, Sante Calliste, lu male ch' hai fatte a quiste (Togli, togli, San Callisto, il male che hai dato a costui).» [Artikel «Le pratiche terapeutiche nelle tradizioni popolari» im Corriere della Sera vom 27.9.83, S. 14.] - Hierzu muß man noch wissen, daß der meridionale Heilige San C. in Norditalien volksetymologisch/scherzhaft mit callo Schwiele assoziiert wird (Frau Dr. L. Schram Pighi mündlich). - Bei den Einwohnern von Salsette, der Insel nördlich von Bombay, wurde früher, wenn die Obstbäume nicht trugen, gegen den bösen Blick eine alte, linke Sandale aufgehängt (G.F. D'Penha, Superstitions and Customs in Salsette: IA 28, 1899, 117), anderswo ist es aber der Fuß oder ein anderer Knochen, der gegen den Malocchio eingesetzt wird, wie bei den Italienern, besonders in Neapel, die zampa di coniglio, oder bei den Tataren, die an ihren Bienenstöcken einen Pferdekopf, einen Fuß oder andere Knochen aufhängen, damit das Auge zuerst auf diese Dinge falle, wodurch ihrer Ansicht nach der schädliche Einfluß des zauberischen Anblickens abgelenkt wird“ (A. Bastian, Der Mensch in der Geschichte (Leipzig 1860] II 292 mit Pallas als Quelle). - Fußabdrücke mit nicht spezifizierter apotropäisch-beschwichtigender Wirkung erwähnt R. E. Enthoven in The Folklore of Gujarat: IA 45, 1916, 117 “Most high caste people, on the death of their first wives, take an impression of their feet on gold leaves or leaf-like tablets of gold and cause their second wives to wear them round their necks. These impresses of feet are called shok-pagalāns or mourning footprints. Among the lower castes, the hands or the feet of the second wives are tattooed in the belief that this prevents the deceased wife from causing injury to the second wife." Heute auch stilisiert in Medaillonform, s. B. Fischer, Indische Stoffbilder. Figürliche Applikationen einer Schumachersfrau in Gujarat (Frankfurt 1980) 19 (die Trägerin, Saroj, scheint nachts manchmal vom Geist einer früheren Frau ihres Mannes besessen zu werden). S. auch J. Abbott, Keys (vgl. Anm. 293) 293.