Book Title: Traditionell Indische Vorstellungen Uber Die Fuse In Literatur und Kunst
Author(s): Fur Klaus Fischer
Publisher: Fur Klaus Fischer

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Page 40
________________ 266 Willem B. Bollée man auch, daß sie rückwärtsgewandte Füße haben.351 Daß sie weiter nicht erdgebunden sind, versteht sich eigentlich von selbst; dennoch erzählt Somadeva über Zauberschuhe des uns schon aus dem Epos als Architekt und Magier der Asuras bekannten Maya, womit dieser sich in der Luft bewegen konnte (KSS 1, 3, 47). Wie andere Lebewesen üben Dämonen ebenfalls Askese auf einem Fuß, so Kālanemi im Rām 6, 82 B.352 Füße ohne Erdberührung: Götterfüße. Schweben Es bleibt jetzt noch der Fuß ohne Erdberührung zu behandeln übrig, wobei auch wieder in Ruhe, d. h. sich im Raum befinden, und Bewegung - fliegen oder schweben - unterschieden wird. Naturgemäß geht es hier zumeist um Götter und mit ihnen diesbezüglich gleichgestellte Wesen. Sofern in Menschengestalt vorgestellt - einige sind bekanntlich erhöhte Sterbliche wie die Rbhus353 und Angiras; 354 man denke ferner an Puruşa ,Mensch, Urriese und Herr der Unsterblichkeit355 - werden ihnen doch Eigenschaften zugeschrieben, die lebende Menschen selten besitzen, z. B. daß sie den Kontakt mit der Erde meiden, 356 was vielleicht schon für Puruşa zutrifft.357 Dieses und andere Merkmale eignen sonst den Toten - aber nur deren grobmateriellen 351 KSS 73, 245 viparitanghribhir Yakşair, Crooke (vgl. Anm. 173) I 238. 262. 270; G.A. Grierson, Bihar Peasant Life (Calcutta 1885) 408; R.E. Enthoven, The Folklore of Gujarat: IA 44, 1915, Suppl. 106; - G. Michell, In the Image of Man (vgl. Anm. 333) Abb. 273 (Basohli, 1710); C. Sivaramamurti, Chitrasūtra of the Vishnudharmottara (New Delhi 1978) Tafel 75 (Kangra Schule, 18. Jh.: aus einem Baum heraustretende Piśācī). - Wie lebendig diese Vorstellung auch heute noch ist, bezeugt die Aussage von Saroj (s. Anm. 154): „Wenn (der Geist der früheren Frau meines Mannes) vor mir ist, so sehe ich sie deutlich. Ihre Augen sind sehr groß. Wenn sie zu mir kommt, hat sie nach hinten verdrehte Füße" (B. Fischer, Indische Stoffbilder (vgl. Anm. 154] 21), aber auch der balinesische Glaube, daß bestimmte Zauberer sich in rückwärts fahrende Motorräder ohne Fahrer verwandeln können (C. McPhee, A House in Bali (New York 1946] 141).- In Sind glaubt man, daß während einer Sonnen- oder Mondfinsternis gezeugte Kinder mit verdrehten Händen und Füßen geboren werden, s. J. Abbott, Keys (vgl. Anm. 293) 267. 352 Abbildung aus dem 19. Jh. in Fischer, Erotik und Askese (vgl. Anm. 142) 17. 353 RV 1, 110, 4. 354 A.B. Keith, The Religion and Philosophy of the Veda and Upanishads (Cambridge Mass. 1925) 223; G. Frazer, The Golden Bough (vgl. Anm. 65) 93 ff. und in Südindien aus neuerer Zeit A. Aiyappam, Deified Men and Humanized Gods: Some Folk Bases of Hindu Theology, in: Agehananda Bhārati (ed.), The Realm of the Extra-Human. Agents and Audiences (The Hague 1976) 139 ff. 355 RV 10, 90, 2. 356 Mbh cr. ed. 3, 54, 23 (wofür s. die Pahāri Zeichnung Nr. 2 mit etwas höher dargestellten Göttern in A.C. Eastman, The Nala-Damayanti (Boston 1959); Hemac Par 8, 400; KSS 28, 61; J. Ch. Jain, The Vasudevahiņdi (Ahmedabad 1977) 235, wo es irrtümlicherweise heißt, daß die Götter eine Fingerbreite über der Erde schweben. Der Text Bd. I S. 135, 20 lautet vielmehr devä kira caturangulam bhumim na chivanti; vgl. infra S. 276. 357 Siehe W. B. Bollée, A Note on Evil and its Conquest from Indra to Buddha, in: The Prajñāpāramitā and Related Systems. (Berkeley 1977) 376.

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