Book Title: Traditionell Indische Vorstellungen Uber Die Fuse In Literatur und Kunst
Author(s): Fur Klaus Fischer
Publisher: Fur Klaus Fischer
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Traditionell-indische Vorstellungen über die Füße in Literatur und Kunst 269 Die Füße der Apsaras sind schön wie Taubenpfoten366 – vielleicht rot (von Lack oder Henna), wie es von der Göttin Bhramaravāsini in Menschengestalt einmal heißt;367 natürlich-rote Füße schreibt Bāņa (Hcar 8, 9) der Sarasvati zu. Ferner hat Preņi, die Geliebte des Feuergottes, behaarte Sohlen.368
Wie andere Körperteile auch sind die Füße einiger Götter generativ: so gehen bekanntlich aus Purusas 369 bzw. Prajāpatis, 370 Brahmās371 oder Vişnus 372 Füßen die Sudras, der niedrigste der vier Stände hervor. Das Vişnupurāņa (1, 5, 49) läßt die Tiere aus Prajāpatis Füßen entstehen, während in einer Interpolation im Harivamsa das gleiche von Naras und Kinnaras aus den Füßen Brahmās gesagt wird. 373 Aus dem Nagel der linken großen Zehe Vişņus entsprang der Ganges;374 dem Brahmāpur (119, 9 ff.) zufolge quillt aus des Gottes Füßen der Brahmamayi (Godāvarī) Fluß hervor.
Werden schon die Füße der Könige um Schutz angefleht, so gilt das erst recht natürlich von denen der Götter, besonders Vişņu und Siva in Gebetsstrophen am Anfang literarischer Werke,375 aber ebenso z. B. Yama, wenn ein Spion im Mudrārākşasa (1, 17) sagt: „(Nur) vor Yamas Füßen verneigt Euch! (denn) was bedarf es noch anderer Götter, wo er doch denjenigen, die außer ihm noch weitere anbeten, das pulsende Leben nimmt.“ Die Füße Brahmas werden im Brahmapādastotra verehrt. Manche Devotees malen sich ferner die Füße Vişnus als ürdhva-pundra oder -tilaka in Form eines U mit senkrechtem Strich in der Mitte auf die Stirn.376 Wie St. Peter in
366 Jätaka II 93, 5 und 7; Dhp-a I 119, 26; - Divy 300 (185, 30 in der Ausg. Mithila 1959) sind Tauben (päravata) Symbol der Leidenschaft (rāga) und im AgniPur 244, 1 haben ideale Frauen Taubenaugen voller Begierde (matta-pārāvatêkşana). Siehe auch J. E. van Lohuizen de Leeuw, The worst of Evils at Bodh Gaya, in: Festschrift G. Tucci (im Druck). Jedes der vier im dort referierten chinesischen Jätaka auftretenden Tiere hält die Eigenschaft für die Hauptursache des Leidens, welche mit ihm assoziiert wird, so die Taube die Liebe, die Giftschlange den Zorn usw. Ferner H. van Skyhawk, Bhakti-yoga and the Gșhastha-sadhaka (...) in: M. Thiel-Horstmann (ed.), Bhakti in Current Research, 1979-1982 (Berlin 1983) 348 ff.
367 Kalhana, Räjat 3, 415; von Lakşmi: Bäna, Hcar 74, 3.
368 JB 2, 270 (Caland S 151) lomaśau hâsya adhastat pädāv äsatuh. Wie Caland Anm. 45 bemerkt, sei diese Eigenschaft sonst nirgends erwähnt.
369 RV 10, 90, 12. 370 JB I 69 (Caland S 8). 371 Manu 1 31; 87.
372 Brahmapur 56, 23 (v. S. Sheth, Religion and Society in the Brahma Purana (New Delhi 1979) 181).
373 Harivamśa 11794, nicht mehr in der cr. ed.
374 VişnuPur 2, 8, 111; Lilāśuka, Krşna-karņâmsta 3, 85; Gitagovinda 1,5; Kālidāsa spricht von Entstehung aus der Zehe (Kum 6, 70), aus dem Fußwaschwasser (Kum 10, 31) oder nennt sie schlicht Vişnupadi (Kum 10, 50). Eine bildliche Darstellung findet sich bei einem kleinen Teich nahe Kallikote (Ganjam, Orissa) in St. G..Darian, The Ganges in Myth and History (Honolulu 1978) 28.
375 Wie z. B. Vişnu: Dandin im Segensspruch des Dasákumaracarita; Bhattanäräyana am Anfang des Venisamhära; Liläśuka, ebd. 1, 16; 2, 110; 3, 10 und 15; - Siva: Kalidasa, Rtusamhära, 1. Einführungsstrophe.
376 PWB s.v.; A. Keilhauer, Hinduismus (Stuttgart 1979) 167; J.N. Bhattacharya, Hindu castes and sects (Calcutta 1896; Nachdr. ebd. 1973) 411f., Kirfel, Symbolik (vgl. Anm. 44) 90.