Book Title: Traditionell Indische Vorstellungen Uber Die Fuse In Literatur und Kunst
Author(s): Fur Klaus Fischer
Publisher: Fur Klaus Fischer
View full book text
________________
Traditionell-indische Vorstellungen über die Füße in Literatur und Kunst
284
langen nach Berührung durch ihren Fuß sogar als Schwangerschaftsgelüst bezeichnet wird, wie es indischer Auffassung zufolge auch Pflanzen und Tiere haben können.2 Einige besondere Tätigkeiten mit dem Fuß sind ferner noch das Kratzen der Erde aus Langeweile bzw. Geringschätzung, wie es z. B. Duryodhana über die Ermahnung Maitreyas tut;285 aus Niedergeschlagenheit, wie Devahuti beim Weggang ihres Gatten;2 ;286 oder bei dem Gedanken an Land.287
An Moses erinnert weiter Davadanti, als sie mit den Worten,,wenn mein Geist vom rechten Glauben erfüllt ist, so soll hier reines Wasser mit Wellen (udvici-värya) entstehen" mit ihrer (rechten) Ferse auf die Erde stieß und in der Weise in einem trocknen Flußbett Wasser hervorrief.288 Im Falle von Behexungen ist natürlich der linke Fuß das Werkzeug. Eine auffällige Tätigkeit übt der königliche Yajamana aus, wenn er bei seiner Salbung auf eine Tigerhaut tritt und mit dem rechten Fuß ein Stück Blei zu einem Impotenten, mit der linken ein Stück Kupfer zu einem Barbier stößt.290
Dienen Schuhe in erster Linie der Isolation und dem Schutz - materiellen und magischen - so ist der Schritt zum Apotropäikum ein kleiner. Er findet sich vielleicht bereits im KausS 41, 6, wo jemand Regen herbeizaubern will, indem er einen Hundekopf, einen Widderkopf, (Menschen-)Haar und ein Paar alte Schuhe am Ende eines Bambuspfahles bindet und damit in die Luft schlägt als um einen Dämon zu bekämpfen, während er AV 4, 15 oder 7, 18 rezitiert. Ich neige dazu, diese Interpretation von Zachariae zu bevorzugen," weil die genannten Gegenstände mir eine Art Totali
292
291
259
289
284 Tawney/Penzer (vgl. Anm. 222) I 222; B. Rowland, The Art and Architecture of India (London 1953) Glossary s. v. dohada.
285 Mbh cr. ed. 3, 11, 29. Ein Stock kann hier den Fuß ersetzen, v. Bollée, Kuņālajātaka (vgl. Anm. 132) 104 Anm. zu 39, 22.
286 BhāgavataPur 3, 23:50.
287 VarBrS 51, 13.
288 Hemac Trişaşți 8, 3, 717f.
289
Kauss 47, 4 (vgl. Caland, Zur Exegese und Kritik der rituellen Sutras III: ZDMG 53, 1898,
209.
290 Vide J.C. Heesterman, The Ancient Indian Royal Consecration ('s-Gravenhage 1957) 209. 291 Sva-sira-eṭaka-sirah-keśa-jarad-upānaho (-au) vamśâgre prabadhya yodhayati. Ihr Alter steigert die magische Kraft von Personen und Gegenständen (K. Th. Preuß, Die geistige Kultur der Naturvölker [Leipzig 1914] 31).
292 Th. Zachariae, Zum altindischen Hochzeitsritual: WZKM 17, 1903, 137f. Opera Minora (Wiesbaden 1977) 505 f.; A.B. Keith, The Religion and Philosophy of the Veda and Upanishads (Cambridge Mass. 1925) 389. - Vgl. die Aussendung eines Zauberers bei den Kumaon im westnepalesischen Grenzgebiet zur Bekämpfung des Hageldämons bzw. von Hagelsteinen mit einem Schuh (W. Crooke [vgl. Anm. 173] I 80), denn Geister und Dämonen sollen Angst vor Leder haben (Crooke ebd. II 34), womit wohl auch zusammenhängt, daß jemand im Sirsa-District (250 km NW von Delhi) früher ein von einer plötzlichen Krankheit befallenes Pferd heilen konnte, indem er es nach Auszug seiner Kleidung siebenmal mit seinem Schuh auf den Kopf schlug (W. Crooke, Journal of the Anthropological Institute 49, 1919, 238); hierbei dürfte die Nacktheit des Mannes die Abwehr der Krankheit durch den Schuh noch verstärkt haben. Siehe ferner auch J.M. Campbell, Notes (vgl. Anm. 74) 296 ff. sowie S. C. Mitra, Sorcery in Ancient, Mediaeval and Modern India: JAnthropSoc. Bombay 7,