Book Title: Traditionell Indische Vorstellungen Uber Die Fuse In Literatur und Kunst
Author(s): Fur Klaus Fischer
Publisher: Fur Klaus Fischer
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Willem B. Bollée
ein Mann auf einem Bein stehend Askese übt aus Furcht, sonst in die Hölle zu stürzen.3 309
Tierspuren werden bereits im RṚgveda erwähnt, z. B. heißt es in einer Hymne an Agni Vaiśvānara,der (...) Bulle (...) hat den doppelten großen Ton, das wie die Spur der Kuh verborgene (Wort) aufgefunden,310 wozu Geldner bemerkt,,,die verborgene Spur der Kuh ist hier ein Bild für das zu suchende seherische Wort oder den seherischen Gedanken (...). So hat sich in padá aus der Bedeutung,Spur' die von,Wort entwickelt." Normalerweise ist die Kuhspur aber sicht- und verwendbar, z. B. um da Speisereste eines neugeborenen Jungen hineinzulegen - ebenso wie die Spur hier dürfen sie als pars pro toto stehen zur Herstellung einer Verbindung zwischen dem schwachen Kind und dem auspiziösen, magisch kräftigen Tier.331 Caland nimmt auf diese Stelle Bezug in einer Anmerkung zu KauśS 39, 23, wo der Brahman und der Zauberbegünstigte, der die Zauberpuppe trägt, während eines magischen Ritus, um eine Behexung auf den Urheber zurückzuwenden, an einen Ort gehen, an dem sich keine Rinderfußabdrücke befinden. Besondere Bedeutung kommt den Spuren der Somakrayani-Kuh zu: man gießt da Ghi hinein,3 bannt den bösen Geist in sie, indem man sie mit dem Holzschwert (sphya) umkreist313 usw.
Die mit Wasser gefüllten Fußstapfen der Kuh sind öfter ein Bild der Vergänglichkeit oder Geringfügigkeit und werden so auch dem Ozean gegenübergestellt," z. B. in einer proverbiellen Redensart für eine Antiklimax,,nach Überquerung des Ozeans in einer (mit Regenwasser gefüllten) Kuhspur ertrinken."
In der vedischen Zeit hören wir ebenfalls von Opfern in die Abdrücke von Pferdehufen, denn das Pferd ist Agni.318 Über die Frage, ob man sie als Repräsentanten von Kraft (virya) auch mit Feuer berühren darf, gehen die Autoritäten auseinander.319
Weil ferner das Pferd mit der königlichen Gewalt identifiziert wird (ŚB 13, 2, 2, 15), wundert es nicht, wenn wir von Fürsten lesen, die mit der Stirn den Staub der Pferdespuren eines Mahārājas berühren.320
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310 RV 4, 5, 3.
311 BaudhGS 2, 1.
Hemac Trişaşți 1, 1, 389.
312 SB 3, 3, 1, 4.
313 ApŚS 10, 23, 2.
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316 Milindapanha 287, 13.
317 Hemac Trişaşți 1, 5, 247.
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Anguttara-Nikaya IV 102, 7.
315 Ebd. III 188, 10; Buddhaghosa, Sumangalavilāsini 283, 28. – Im Sa. z.B. Mbh cr. ed. 1, 27, 9. - Vgl. den Pferdefuß im französischen Ausdruck,,un honnête homme ne se trouve pas sous le pied d'un cheval" (P. Imbs, Trésor de la langue française V [Paris 1977] 670 f.), der für etwas ganz Gewöhnliches steht.
318 SB 6, 3, 3, 22 (mit Kreis um die Abdrücke).
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Ja: ŚB 2, 1, 4, 24; 13, 4, 3, 4 (mit Kreis um die Abdrücke); - nein: TB 1, 1, 5, 9.
320 Bhāsa, Pratijñā-yaugandharāyaṇa, 2. Akt zitiert nach J. Hertel, Jinakīrtis,,Geschichte von Pala und Gopala" (Leipzig 1917) 124.