Book Title: Traditionell Indische Vorstellungen Uber Die Fuse In Literatur und Kunst
Author(s): Fur Klaus Fischer
Publisher: Fur Klaus Fischer
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Willem B. Bollée
tät der Kampfmittel auszudrücken scheinen – darauf könnte auch ihre Fünfzahl hinweisen 293 - im Gegensatz zu Caland, der die Köpfe und die Schuhe aus Menschenhaar (!) miteinander kämpfen lassen will, wovon ich den Sinn nicht recht sehe. Betrachten wir diese „Abwehreinheit“ genauer, so ist dem Widderkopf darin aufgrund der Beziehung, die das Tier zum post-rgvedischen Regengottaspekt Indras hat,294 wohl eine besondere Funktion zuzuschreiben. Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang vielleicht auch der auf einer Stange befindliche, als Schirm über einer zur Hinrichtung abgeführten Rākṣasi gehaltene Schuh,295 der womöglich die Verhinderung von Befreiungsversuchen bezweckte. Es ist ferner ein gutes Omen, wenn sich jemandem ein Hund nähert mit einem Stück von einem alten Schuh im Munde 296
Schließlich sei noch die Rolle des Schuhmachers bei der Hochzeit in Südindien berührt: er muß dazu nämlich seine Zustimmung geben, wozu er durch ein Betelgeschenk gebeten wird.297
Tierfüße, -spuren
Den Menschenfüßen folgen jetzt die Tierfüße, zunächst von wirklichen Tieren, sodann von tiergestaltigen anderen Wesen. Bei den Pfoten von Tieren, besonders solchen, die im Ritual eine Rolle spielen, ist auch die Farbe wichtig. Ein weißfüßiges Pferd wird beim Aśvamedha erwähnt (TS 7, 3, 17, 1), während ein Schaf mit weißen Pfoten als Ahnenopfer alle Wünsche erfüllt (AV 3, 29, 1 ff.). Auspiziös sind ferner eine derartige Ziege298 sowie ein Stier mit einer weißen Pfote.299 Die den Kommentatoren
1905, 347.355.- Anders W. Caland, Altindisches Zauberritual (Amsterdam 1900) 141; V. Henri, La Magie dans l'Inde antique (Paris 1904) 110f. In diesen Bereich fällt auch das Schlagen mit einem Schuh auf die Fußsohle/Ferse als Mittel gegen Cholera, weil die Krankheit dort Krämpfe verursacht, s. H. Yule/A.C. Burnell, Hobson-Jobson (London 1886) Sp. 587b, 588 a und 586b.
293 Uber die fünfteilige Ganzheit siehe u.a. C.H. Tawney/N.M. Penzer, The Ocean of Story I (London 1924) 255; G. J. Held, The Mahābhārata (Amsterdam 1935) 93; Kirfel, Symbolik (vgl. Anm. 44) 97 ff., 150; N. Balbir, Dānâştakakathā (vgl. Anm. 126) 67; Dubois, Hindu Manners (vgl. Anm. 2), 239, E.R. Curtius, Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter (Bern/München $1965) 501; J. Abbott, The Keys of Power (London 1934) 295 ff.
294 Siehe z. B. W.B. Bollée, Şadvimśabrāhmaṇa (Utrecht 1956) 18. Implizite Bedeutung haben hier die Widderhörner; ihre doppelte - apotropäische und sich auf die Fruchtbarkeit beziehende - Funktion ist zum richtigen Verständnis dieser Passage zu berücksichtigen. Im übrigen ist bekanntlich der Widder eigentlich das mit Varuņa verbundene Tier.
295 Kathākośa 26, in der Übersetzung von C.H. Tawney (London 1895) 108. Ingeborg Hoffmann gibt das semantisch unklare Wort chittvara mit alte Futterschwinge wieder; s. die Anm. auf S. 266 ihrer Ausgabe (vgl. Anm. 127).
296 J.E. Padfield, The Hindu at Home (Delhi 1975) 256.
297 Th. Zachariae, Opera Minora (vgl. Anm. 292) 712 f. Saraswati, Brahmanic Ritual Traditions (vgl. Anm. 74) erwähnt hierüber nichts.
298 VarBrs 65, 6 (sie darf aber auch schwarze Pfoten haben; die Farbe ist mithin offenbar irrelevant).
299 Ebd. 61, 19; hier ist ebenfalls die Farbe unwichtig.