Book Title: Traditionell Indische Vorstellungen Uber Die Fuse In Literatur und Kunst
Author(s): Fur Klaus Fischer
Publisher: Fur Klaus Fischer

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Page 32
________________ 258 Willem B. Bollée als Rachemittel für Beleidigungen einzusetzen.276 Einen bösen Tritt gab ferner eine Prinzessin einem für die Thronfolge auf die Probe gestellten General beim Massieren ihrer Füße in die Brust, warf ihn um und ließ ihn alsdann hinauswerfen (Jātaka VI 38, 20). Die Berührung mit dem Fuß muß nicht immer beabsichtigt sein: bei dem als Vişņu dargestellten Opfer sagt der Adhvaryu entschuldigend , daß ich nicht, O Vişnu, mit meinem Fuß gegen Dich sündige' (VS 2, 8). Andere, nicht mit dem Fuß berührbare Wesen sind Feuer, ein Lehrer, ein Brahmane, eine Kuh, ein Mädchen, ein Greis und ein Kind, 277 und ein Snātaka darf einen Sitz nicht mit dem Fuß an sich ziehen.278 Auf Speisen auftreten tut ferner jemand, der den Verrückten spielt.279 Absichtlich mit dem Fuß berührtes Essen soll ein Brahmane nicht zu sich nehmen (Manu 4, 207). Es werden jedoch nicht immer Tritte als unangenehm empfunden: so erklärt sich Vişņu von der Aufweckung mittels Fußtritt gegen seine Brust durch den Rși Bhrgu hochgeehrt und beglückt und streichelt sogar noch den Fuß des Weisen.280 Auch können Fußtritte ihres Liebhabers die Lust einer Frau vergrößern,281 während solche einer Schönen u.a. den Asoka-Baum zum Blühen bringen,282 denn Frauen haben nach altem Volksglauben fruchtbarkeitsfördernde Kräfte für die Vegetation,283 deren Ver 276 KSS 20, 14. Brahmanen sind aber fußrein (Varāhamihira, BS 74,8). 277 MärkandeyaPur 14,59f.; Vrddhacāņakya 7, 6 in Böhtlingk, Ind. Spr. (2. Aufl.) 4038. 278 GautamaDhs 9,49. 279 KSS 18, 249. 280 Padmapurāņa 5 zitiert von M. Winternitz, GILI (Leipzig 1908) 455. 281 KSS 21, 75. - Für das Frau-kommt-zu-spät-Motiv s. W. Bollée, Kunālajtaka (London 1970) 148 ff. 282 Kālidāsa, Kum 3, 26; Bäna, Hcar (Bombay 1946) 164, 6; Hemacandra, Trişasti 1, 2, 989; Bhāvadevasuri (14. Jh.), Pärśvanātha-caritra VI 796; Sarojini Naidu, „Ashoka Blossom", in: The Broken Wing (London 1926) 64 ,,If a lovely maiden's foot Treads on the Ashoka root, Its branches sway and swell, - So our eastern legends tell, - Into gleaming flower, ..." Die bildliche Darstellung einer solchen Szene findet sich auf der Geländersäule J 55 im Mathurā Museum, s. J. Ph. Vogel, La belle et l'arbre aśoka: BEFEO 9, (1909, 531 f.); A.K. Coomaraswamy, Yakşas (Washington 1928) 35 Abb. 6:3. 283 Siehe u.m. J.G. Frazer, The Golden Bough (Abr. ed. London 1950) 28.- Bei Naidu heißt es in ihrem ,,In a Time of Flowers": ,,The old earth breaks into passionate bloom At the kiss of her (spring's] fleet, gay foot" (in: The Bird of Time (London 1926] 43). - Auf die Identität vom Liebes- und Vegetationsgott Kama mit dem Asoka wies J.J. Meyer in seiner Triologie I (vgl. Anm. 169) 29. 34. 36 et passim hin. Die Berührung mit dem Fuß(lotus) steht hier wohl dem Schlagen mit (grünen) Zweigen u.ä. bei Vegetationsfesten gleich, wodurch die bösen Kräfte von Trägheit und Stockung ausgetrieben und in den so behandelten Lebewesen c.q. Bäumen neue Aktivität hervorgerufen wird (vgl. Meyer ebd. 194 ff.).

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