Book Title: Traditionell Indische Vorstellungen Uber Die Fuse In Literatur und Kunst
Author(s): Fur Klaus Fischer
Publisher: Fur Klaus Fischer

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Page 17
________________ Traditionell-indische Vorstellungen über die Füße in Literatur und Kunst 243 generellen Depraviertheit wegen sich nicht unterstehen.132 Sie sind von der ratgebenden Versammlung des Fürsten ausgeschlossen 133, und ihre Begegnung stellt ein schlechtes Omen für einen ausziehenden König dar, 134 wie das im klassischen Altertum auch der Fall war.135 In den Rahmen dieser Assoziationen fallen vielleicht auch Tierfüße wie Aśvapada,136 Kroșțupāda137 und Vyāghrápad als Spitznamen, 138 worüber unten mehr. Der Name Khañjadeva eines überstarken, aber hinkenden Kriegers dürfte eigentlich nicht so gemeint sein, 139 soll doch Manu (8, 274) zufolge die Bezeichnung einer Person als khanja, selbst wenn zurecht gebraucht, mit mindestens einem kārşāpana Bußgeld geahndet werden. Eigennamen haben aber oft aus apotropäischen Gründen negative Bedeutung. Ferner gelten bisweilen körperlich Verunstaltete, ja schon Fußgebürtige, als immun gegen den bösen Blick, Zauberei etc. (s. weiter unten). Bei den gesunden Füßen befassen wir uns zunächst mit ihren Merkmalen, sodann mit ihrem Gebrauch. Von den ersteren gelten lange Frauenfüße im Epos als schön.140 Die Sohlen werden mit roter Farbe angemalt, 141 was ein Ehemann bei seiner rechtmäßigen Frau als 132 Mbh 13, 38, 21 zitiert und übersetzt in W.B. Bollée, Kuņālajätaka (London 1970) 118 f. - Die Auffassung A. Aigremonts in seiner Fuß- und Schuh-Symbolik und Erotik (Leipzig 1909) 24 ,Männer und Frauen mit verkrüppelten Füßen erscheinen in der Tat wohllüstiger als die mit normalen Füßen" entzieht sich meiner Beurteilung, wenn sie in Indien auch gelegentlich in misogynen Geschichten Unterstützung findet. - Die qualvolle Praxis im kaiserlichen China des letzten Jahrtausends, Mädchenfüße einzuschnüren, findet sich im indischen Bereich nicht. Laut H.S. Levy, Chinese Footbinding (New York 1966) 151, 295 ff. verursachte diese Verkrüppelung Anderungen im Beckenbereich (vgl. dagegen ebd. 145) und beeinflußte die sexuellen Empfindungen (ebd. 135, 169, 281). 133 Manu 7, 149. Wie im Falle des Prinzen Temiya (des Bodhisatta) konnten sie ferner getötet und begraben (Jätaka VI 12, 24* et passim) oder ohne Mantras kremiert werden (Gobhila GS 3, 8, 12). 134 Karmapradipa II 10 zitiert nach D. J. Kohlbrugge, Atharvaveda-Parisista über Omina (Wageningen 1938) 12. 135 Siehe z. B. E. Stemplinger, Antiker Volksglaube (Stuttgart 1948) 65. 136 Name eines Pseudo-Pāśupata-Asketen (Rajat 3, 267). 137 Zu Panini 2, 4, 63 Yaskâdayah: 31. 138 Über Spottnamen s. A. Hilka, Die altindischen Personennamen (Breslau 1910) 124. 139 Mahavamsa XXIII 78. Vgl. oben Rājat 5, 253f. (Pangu). 140 Ram 2, 9, 44 pädau ca vyāyatāv ubhau von Mantharā, der buckligen Dienerin der Königin Kaikeyi. 141 Siehe P.K. Gode, Studies in Indian Cultural History I (Hoshiarpur 1961) 347 ff. - Lack und Henna werden öfter erwähnt, ersterer z. B. Hcar 133, 9; 242, 14; dem letzteren widmete Sarojini Naidu ihr Gedicht , In Praise of Henna", in: The Golden Threshold (London 1905) 39: "Hasten maidens, hasten away To gather the leaves of the henna-tree. The tilka's red for the brow of a bride, But, for lily-like fingers and feet, The red, the red of the henna-tree." Die von J.C. Jain in seinem Life in Ancient India (Bombay 1947) 103 angeführten Stellen habe ich nicht gefunden. Für den Gebrauch von Henna beim Hochzeitsritual in Malaysia s. W.W. Skeat, Malay Magic (London 1900) 375.

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