Book Title: Traditionell Indische Vorstellungen Uber Die Fuse In Literatur und Kunst
Author(s): Fur Klaus Fischer
Publisher: Fur Klaus Fischer
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Traditionell-indische Vorstellungen über die Füße in Literatur und Kunst 253 handelt sich hierbei wohl um einen Reinigungsritus bzw. Abwehrzauber und kommt auch außerhalb Indiens vor.222
Außer Feuerlauf ist auch das Gehen auf Wasser in Indien nicht unbekannt.223 So wirkte der Buddha einmal bei Śrāvasti zwecks Überzeugung und Bekehrung von Ungläubigen ein Wunder, indem er das Phantom eines Mannes kreierte, der über dem Aciravati-Fluß lief.224 Der Traum vom Wasserlauf gilt als günstiges Omen.225
Für das Luftwandeln oder besser, Versuche dazu gibt es verschiedene Belege aus dem religiösen und profanen Bereich, von denen die Besteigung des Opferpfahls durch den Opferveranstalter und seine Frau beim Vājapeya-Ritus226 und den Seiltrick der Gaukler - beide gehen bekanntlich auf den sibirischen Schamanenflug zurück227 - hier nur beiläufig erwähnt seien. Die älteste Stelle ist wohl RV 10, 136, 3, wo ein langhaariger Muni sagt, er habe in der Ekstase den Wagen der Winde bestiegen. Aus ganz anderen Gründen war der Luftweg für Diebe von Interesse: ein solcher namens Satyaki erlangte in 7 Nächten den dafür erforderlichen Zauberspruch Mahā-rohiņi, indem er bei einer verlassenen Leiche Holz aufscheitete, anzündete und, solange es brannte, auf einem nassen Fell, das er darüber ausgebreitet hatte, auf seiner linken großen Zehe herumging.228
verwendet, d.i. die Dracaena terminalis; ihre langen, breiten, gelben Blätter haben einen süßlichen Geruch, s. T. Henry, Te Umu-Ti, a Raiatean Ceremony: J. Polynesian Soc. 2, 1893, 105 ff. (freundlicher Hinweis von Dr. Chr. Corne, Auckland).
222 Tawney/Penzer, The Ocean of Story II (London 1924) 169. - Für Ceylon siehe z. B. J. Cartman, Hinduism in Ceylon (Colombo 1957) 120f.; vielleicht erinnert die oben zitierte Jataka-Kommentarstelle (Ja I 233, 18 ff.) an einen Feuerlauf; - auf Java habe ich den Feuerlauf in verwässerter Form 1982 selbst noch gesehen; seine Existenz aus Bali bezeugt eine Abbildung in S. Black, Guide to Bali auf deutsch (Singapore 1976) 153. Ferner G. Spitzing, Bali (Köln 1983) 159. - Weitere Literatur in J. J. Meyer, Trilogie (vgl. Anm. 169) I 191; U. Harva, Die religiösen Vorstellungen der altaischen Völker (Helsinki 1938) 462 f.; M. Eliade, Le Chamanisme (Paris 1964) 63; - Kritisches bei D.H. Rawcliffe, The Psychology of the Occult (London 1952) Kap. 17; E. Benz, Ordeal by fire, in: J.M. Kitagawa and others, Myths and Symbols (Essays in Honor of Mircea Eliade. Chicago U.P., 1982)
251.
223 Siehe W.N. Brown, The Indian and Christian Miracles of Walking on the Water (Chicago/ London 1928); N. Klatt, Literarkritische Beiträge zum Problem der christlich-buddhistischen Parallelen, (Köln 1982) 182 ff.
224 E. Chavannes, Cinq cents contes et apologues III (Paris 1934; Nachdruck 1962) 314 ff. - Den Wasserlauf eines Peta auf dem Ganges erwähnt Petavatthu III 1:1 (386), den des Bodhisattva auf der Nairanjanā Mahävastu II 302, 6 (s. z.B. D. Seckel, Jenseits des Bildes (Heidelberg 1976] 16 u. Abb. 18).
225 Jagaddeva, Svapnac I, 90.
226 M. Eliade, Le Chamanisme et les techniques archaïques de l'extase (Paris 1951) 363; A.B. Keith, The Religion and Philosophy of the Veda and Upanishads (Cambridge Mass. 1925) 339.
227 M. Eliade (vgl. Anm. 226) 379 f.; ders., The Two and the One (Chicago U.P. 1982) Kap. iv.
228 Avassaya-Cunni II (Indore 1929) 175, 4f. Saccai (...) anäha-matie citikām kātunam ujjaletta alla-cammam vitaddettä vämenam argutthaenam carkkammati, jāva katthäni jalanti (lies mit Haribhadra, Avaśyaka-Vrtti (Bombay 1917) Fol. 686 a 4 f. anāha-madae ci(t)iyam (...) viyaditta (...) täva carkamai (...)).