Book Title: Akalanka Und Die Buddhististche Tradition
Author(s): Piotr Balcerowicz
Publisher: Piotr Balcerowicz

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Page 5
________________ 158 Piotr Balcerowicz sche Relationen auf, die auf der Idee der essentiellen Verwandtschaft der Natur zwischen sadhya und sädhana (svabhavapratibandha; vgl. unten §3.1.1, p. 178) basieren, ohne auf die Anwendung einer externen Illustration angewiesen zu sein. Wenn Vatsyayana auf ein Beispiel y und eine damit implizierte Voraussetzung für die Wahrnehmbarkeit von x ("x sollte Ähnlichkeit mit dem wahrgenommenen y aufzeigen") hinweist, deutet Dharmakirti dagegen auf die Zugehörigkeit zur Klasse von wahrnehmbaren Objekten hin, die auch notwendigerweise wahrgenommen werden, wenn alle notwendigen Bedingungen für ihre Wahrnehmbarkeit, einschließlich ihrer Anwesenheit, erfüllt sind ("r sollte zur Klasse C von Objekten gehören"). Diese Klasse ist durch alle (sarva) ihre Elemente definiert, die "derartig" (evamvidha) sind, d.h. seiend und potenziell wahrnehmbar, obwohl sie in einer gewissen Beobachtungssituation (d.h. wenn sie nicht vorhanden sind) nicht wahrgenommen werden: Ein gewisses Element (kasyacit) verhält sich wie alle (sarva) Elemente der Klasse. Das Objekt z, das eben zu dieser Klasse gehört, verhält sich genauso wie alle ihre anderen Elemente. Obwohl der Aspekt des Vergleichs bei Dharmakirti nicht direkt in derselben Form wie bei Vätsyāyana gegeben ist und stattdessen durch die Element-Klasse-Relation ersetzt wird, kann man von einer strukturellen Analogie zwischen Vatsyayanas und Dharmakirtis Ausführungen sprechen. In der Dharmakirtischen Auffassung sind Anhaltspunkte zu finden, die in dieser Hinsicht auf einen weiteren möglichen Einfluss seitens der philosophischen Strömung des Nyaya-Vaiseşika und ihrer Grundsatzaussage hinweisen könnten, nämlich im Bereich der sechs ontologischen Kategorien, die alle in der Welt vorhandenen Relationen definieren: "Alles, was seiend ist, ist [auch] erkennbar und benennbar" (astitva (sattva) [jñeyatva (prameyatva) = abhidheyatva]), was logisch mit der aus der Umkehrung durch Kontraposition resultierenden Gleichung "Das, was weder erkennbar noch benennbar ist, ist [auch] nicht seiend" ([ajñeyatva anabhidheyatva] Canastitva) identisch ist. Diese Gleichung bedarf eines Kommentars. Genauer ausgedrückt, sagt Prasastapāda, dass "die [drei Eigenschaften] Seiendsein, Benennbarkeit und Erkennbarkeit den sechs [Kategorien] zukommen"." Beinahe zeitgleich wird die gleiche Idee auch von Uddyota = PBh, 2. p. 3.16 PBh, § 11: sunnam api padarthānām astitväbhidheya. ⚫tvajñleyatvani. Akalanka und die buddhistische Tradition 159 kara Bharadvaja (ca. 550-610)" und Candramati, ganz am Schluss seines Werkes, ausgedrückt. Obwohl eine genauere Besprechung der Verhältnisse zwischen diesen drei Eigenschaften außerhalb des thematischen Umfangs dieses Aufsatzes liegt, sollten hier die wesentlichen Punkte skizziert werden. Freilich entspricht das, was man im Westen mit einem Prädikatsatz " ist P": P(x) ausdrückt, der vom Vaiseşika bevorzugten Satzstruktur, wodurch ein atomares Faktum beschrieben wird: "Die Eigenschaft P-heit steht zu seinem Substrat z in der Inhärenzrelation I": I (P-heit, x). Deswegen ist es auch gerechtfertigt, die Aussage Prasastapādas, dass "allem, dem Seiendsein zukommt, [auch] Erkennbarkeit und Benennbarkeit zukommen", mit der Idee, dass "alles, was seiend ist, [auch] erkennbar und benennbar ist", gleichzusetzen, obwohl die ontologischen Verhältnisse in beiden Fällen tatsächlich anders sind. Überdies sind die Eigenschaften von Benennbarkeit und Erkennbarkeit offensichtlich koextensiv, weil sie in der Kommentarliteratur immer gleich behandelt werden. Was aber problematisch ist, ist die Relation zwischen der Benennbarkeit (abhidheyatra) und Erkennbarkeit (jñeyatra) einerseits und dem Seiendsein (astitva) andererseits. Als koextensiv interpretierte z.B. Karl H. Potter (1968 und 1995: 48) alle drei Eigenschaften. Gleichzeitig nahm er an, dass die Aussage, dass "die [drei Eigenschaften] Seiendsein, Benennbarkeit und Erkennbarkeit den sechs [Kategorien] zukommen", mit der folgenden gleich sei: "To be is to be knowable and nameable" (1968: "NV ad 1.1.5, p. 56.21: sattrameyatvabhidheyatvadyanumanam praplam. "DPS 255-256 (Miyamoto 1996: 206): *eladṛéanam pañcabhāvanām kati drstavisayaḥ katy adṛṣṭavisayah? sarve 'drstavisayaḥ, kim tu ananyaritya vartamanaḥ sarve 'numānaviṣayaḥ, eleṣām dabapadarthanam kati jaeyaḥ kalyajñeyaḥ? sarva eva jñeyas le caivabhidhanahetuḥ, und Ui 1917: 119: "Which of these (five kinds of abhava - P.B.) are objects of perception; which are not objects of it? All the five non-existences are not objects of perception. On the other hand, even those which exist without being supported by other things are altogether objects of inference. [Section 11. Conclusion] Which of these ten categories are knowable; which are not knowable! All are knowable and also causes of their recognitions." Siehe auch die entsprechende Anmerkung in Ui 1917: 224: "Knowable' represents jfleyatva, while astitva and abhidheyatea are included in 'causes of their recognition'." Gewisse Anzeichen dieser Idee sind auch in den von Mallavädin im DNC zitierten Passagen der Prasastamatiṭika zu finden (s.u.).

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