Book Title: Akalanka Und Die Buddhististche Tradition
Author(s): Piotr Balcerowicz
Publisher: Piotr Balcerowicz

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Page 18
________________ 184 Piotr Balcerowicz eine solche [Ursache] da wäre, [ergabe sich] die unerwünschte Folge der Gleichzeitigkeit [von Ursache und Wirkung beim Beweis des momentanen Verfallens der Dinge]." In der vyapti-Relation, auf der der bereits von Akalanka eingeführte käryänupalabdhi-Grund basiert, wird eine unter normalen Umständen sichtbare Eigenschaft (karya) mit ihrer unsichtbaren Ursache (karana, hier: das absolute momentane Verfallen der Dinge) als "Eigenschaftsträger" verbunden. Wie wir sehen, ist es in dem von Akalanka befürworteten Beweisrahmen möglich (obwohl nicht unbedingt im allgemeingültigen Sinn beweiskräftig), Schlussfolgerungen zu formulieren, die unsichtbare Ursachen (Seele, Atome, Krankheit) mit ihren sichtbaren Wirkungen (körperliche Eigenschaften wie Temperatur, Bewegungen und Atem; makroskopische Dinge; Krankheitsanzeichen) verbinden. 3.2 Im Eigenkommentar zu LT 15 führt Akalanka ein zusätzliches, gegen die Idee des trairupyahetu gerichtetes Argument ein: Aufgrund des logischen Grunds der Nichtwahrnehmung von Unsichtbarem "kann auch das Vorhandensein des eigenen Bewusstseins nicht erwiesen werden, weil dessen teillose Realität von unsichtbarer Natur ist" ([na sidhyali] svacittabhavas ca, tadanamsatativasyadṛśyatmakatval). Eine Ergänzung ist hier geboten: Wenn Akalanka von "der teillosen Realität des Bewusstseins" spricht, meint er etwas anderes als Dharmakirti. Letztgenannter fasst die Natur des Bewusstseins als PS&V $33 (ad PSa 4.30ab), p. 105.4-5: karyanupalabdhiḥ - atra karya. bhavat, sati ladrie karyam yady akramaprasangaḥ. 11 Vgl. PV 2.326-331: [326] atma sa tasyanubhavaḥ sa ca nanyasya kasyacil pratyaksaprativedyatvam api tasya ladatmata // [327] nanyo 'nubhavyas tendsti tasya nanubhavo 'paraḥ | tasyapi tulyacodyalvat svayam saiva prakasate // [328] niladirapas tasydsau svabhavo nubhavas ca sah/ niladyanubhavat (recte: anubhavah; vgl. PV) khyalaḥ svarapanubhavo 'pi san // [329] prakasamānas tādāmyāt svarapasya prakasakaḥ yatha prakaso bhimalas latha dhir almavedint // [330] tasyas carthantare vedye durghalau vedyavedakau/ avedyavedakakara yatha bhrantair nirtkayate // [331] vibhaktalakṣaṇagrahyagrahakakaraviplava tatha krtavyavastheyam kesadijnanabhedavat "[326] Diese Natur des [Bewusstseins] besteht in der Erfahrung seiner [selbst] (d.h. ohne ein äußeres Objekt). und diese [Erfahrung] bezieht sich auf keinen anderen (d.h. einen äußeren Gegenstand). Auch wenn es durch die Wahrnehmung [als ein Gegenstand] erkannt zu sein [scheint], besteht es darin. [327] Es gibt kein anderes durch das Akalanka und die buddhistische Tradition 185 ein Erkenntniskontinuum auf, das von der Dualität von Objekt und Subjekt abgesondert ist (avedyavedakakära buddhiḥ) und allein zum augenblicklichen Zeitpunkt existiert, obwohl seine Eigenart in alltäglicher Empirie nicht beobachtet werden kann. Dieses teillose Bewusstsein dient als Grundlage für die sich manifestierende phänomenale Welt der äußeren Ereignisse. Dagegen ist das duale, durch normale Erkenntnisprozesse präsentierte Erscheinungsbild des Bewusstseins, das in Objekt und Subjekt aufgeteilt ist, lediglich eine Art Täuschung. Akalanka unterscheidet sich von Dharmakirti darin, dass er eine Vielfalt (anekanta; vgl. p. 206) von realen, miteinander verbundenen mentalen Phänomenen anerkennt, vor allem zwei [Bewusstsein] zu erfahrendes [Objekt]; es gibt keine weitere Erfahrung des [Bewusstseins). Da auch diese [weitere Erfahrung durch das Bewusstsein als etwas] ähnlich [Irreales] zurückzuweisen ist, beleuchtet dieses [Bewusstsein] allein sich selbst [und weder ein äußeres Objekt (grahya) noch ein anderes Erkenntnissubjekt (grahaka)]. [328] Das Eigenwesen dieses [Bewusstseins] hat die Form z.B. eines dunkelblauen [Flecks, der in der Wahrnehmung als äußeres Objekt erscheint], und es ist eben Erfahrung. [Sie] wird als die Erfahrung von etwas Dunkelblauem usw. bezeichnet, obwohl sie die Erfahrung des Eigenwesens ist. [329] Wie angenommen wird, dass das Licht, wenn es leuchtet, aufgrund der Identität mit diesem [Leuchten] seine eigene Natur aufzeigt, genauso erkennt das Bewusstsein sich selbst. [330ab] Und wenn dieses [Bewusstsein] ein anderes (d.h. Außeres) Objekt zu erkennen hätte, wären der zu erkennende und der erkennende Aspekt (dieses Bewusstseins] kaum möglich (d.h. weder ein äußeres Objekt noch das Bewusstsein in seiner erkennenden Form könnte erscheinen). [330cd-331] Wie das [Bewusstsein], [obwohl] es [in Wirklichkeit] nicht die Form des zu erkennenden und des erkennenden Aspekts hat, durch irrige [Erkenntnisakte] erkannt wird als etwas, das die falsche Vorstellung [der Dualität] des objektiven und des subjektiven Aspekts hat, die durch unterschiedliche Merkmale (gekennzeichnet sind], so wird dieses [Bewusstsein] mit der unterscheidenden Festsetzung [des zu erkennenden und des erkennenden Aspekts] hervorgebracht (vgl. PVA), ähnlich wie der Unterschied zwischen dem [illusorischen] Haarnetz und der Erkenntnis [dieses Haarnetzes]." Vgl. PV, 2.218 (siehe unten, n. 132). Vgl. PV, 2.219: tadupeksitatattvarthaiḥ krtva gajanimtlanam / kevalam lokabuddhyaiva bahyacinta pratanyale || - "Wenn man mit [halb] geschlossenen Augen nach [der Gewohnheit von] Elefanten [über das real Seiende vorläufig hinwegsieht, wie die Buddhas] die auf die Wahrheit ausgerichtet sind, die [ihrerseits] wegen des [empirischen Irrtums vorübergehend] unbeachtet gelassen wird, entfaltet sich allein die Vorstellung von den äußeren [Objekten] eben durch das weltliche erkennende Bewusstsein." Zum Problem der (Ir-)Realitat der äußeren Objekte bei Dharmakirti siehe Dreyfus 1997: 83-105. PV 2.331ab: vibhaktalakṣaṇagrahyagrahakakaraviplava (dhiḥ].

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