Book Title: Akalanka Und Die Buddhististche Tradition
Author(s): Piotr Balcerowicz
Publisher: Piotr Balcerowicz

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Page 23
________________ 194 Piotr Balcerowicz Ein jinistisches Register von Ursachen für die Unsichtbarkeit von Objekten bietet Samantabhadra in seinem zweiten Nachweis der Erlösung, die in diesem Fall als notwendiges Pendant von Allwissenheit verstanden wird, in der Aptammāms: Feine, verdeckte und ferne Gegenstände müssen für jemanden direkt wahrnehmbar sein, weil sie erschließbar sind, wie z. B. Feuer usw. - das ist der Beweis von einem Allwissenden. 16 Der Ausgangspunkt dieser Argumentation ist die Notwendigkeit der Wahrnehmung als Grundlage für jede Schlussfolgerung, aber auch für jede zuverlässige Uberlieferung (agama): analog zur Erschließung von Feuer an einem entfernten Ort aufgrund des beobachteten, vom Feuer verursachten Rauches sind die Menschen in der Lage, auch andere, unter normalen Umständen unsichtbare Gegenstände festzustellen, das würde aber die Existenz einer Person voraussetzen, die z. B. als Informationsquelle zu diesen nicht zugänglichen Objekten dienen könnte. Außerdem ist alles, was man erschließen kann, auch für einen bestimmten Beobachter wahrnehmbar. Samantabhadra spricht von drei Arten von nicht wahrnehmbaren Objekten, nämlich "feinen, verdeckten und fernen Gegenstanden" (elkomántaritadara), was sich mit der im Yoga, im Vaiseșika und in der Mimamsă vertretenen Aufteilung in feine, verdeckte und ferne Gegenstände (sfiksmaryarahitaviprakrsta; vgl. Tabelle 1 auf p. 171) deckt; auch die Ausdrucksweise ist sinngemal identisch. In der Tat finden wir hier die gleiche Klassifikation, die sich von der BharthariDharmakirtischen Klassifikation in drei wichtigen Punkten unterscheidet. Bei Samantabhadra fehlt die Idee der zeitlichen Entfernung (kalaviprakrsla). Stattdessen unterscheidet er zwei Arten von raumlich bestimmtem Unsichtbaren (antarita, dura), die von Bharthari und Dharmakirti der gleichen Kategorie - als "in Bezug auf den Ort abgelegen" (dešabheda) oder "dem Ort nach entfernt" (defaviprakrsta) - zugeordnet werden. Ferner stimmen die von Samantabhadra angewendeten Termini nicht mit der buddhistischen Einteilung über ein, sondern mit den in der Yoga- und Vaišeşika-Tradition verwendeten Begriffen. Akalanka und die buddhistische Tradition 195 Wenn aber Akalanka diese Phrase kommentiert, spricht er ausdrucklich von Gegenständen, die dem Eigenwesen (dem Typus), der Zeit und dem Ort nach entfernt sind" (svabhavakaladešaviprakarsin). 27 Bis auf den Unterschied in der Aneinanderreihung der aufgelisteten Elemente ist diese Aufzählung mit dem Dharmakirtischen Katalog (desakalasvabhāvavi prakrsta) identisch. Im Unterschied zu Samantabhadra und in Ubereinstimmung mit der Bharthari-Dharmakirtischen Klassifikation führt Akalanka die Idee der zeitlichen Entfernung (kalaviprakarpin) ein und erkennt nur eine einzige Art von Objekten, die "dem Ort nach entfernt" sind (statt zwei Arten, namlich verdeckten und fernen Gegenstanden); die Ausdrucksweise stimmt mit der Dharmakirtis fast buchstäblich überein (a-viprakarsin statt a-viprakrsla). Allein in der Aneinanderreihung der Elemente richtet sich Akalanka grundsätzlich nach der Gliederung der kommentierten Passage. Auch bei der zuerst in der Astasat (A$$ p. 52.10-11 = Ass, p. 4.3-5 ad AMI 4) besprochenen Aufzählung von Bedingungen der Nichtwahrnehmung ($ 4, p. 189, n. 107) scheint Akalanka interessanterweise der Dharmakirtischen Klassifikation von Ursachen der Nichtwahrnehmbarkeit zu folgen, und nicht der Tradition Samantabhadras: Akalanka, Aşß ad AMI 4 Dharmakirti Fehlen von Bewusstsein das dem Eigenwesen (dem (1) (paracaitanyaniepttav äreka- Typus) nach entfernte palle) Objekt (svabharaviprakasta) das jetzige Fehlen von das der Zeit nach entfernte zukünftiger Erlösung Objekt (halaviprakrsta) (samskarlinam pätakitva prasangat) Fehlen von Krankheit usw. das dem Eigenwesen (dem (3) (bahulam apratyakşasyäpi Typus) nach entfernte rogader vinivrttinirnayāt) Objekt (svabhāvaviprakrsta) Tabelle 2 Das bei Samantabhadra fehlende Element der zeitlichen Entfernung (kalaviprakreta) taucht bei Akalanka als Punkt 2 (ie, das jetzige 1 AMr 6: sikşmanlaritadararthah pratyaksh kasyacid yatha / anumeyalvato gnyddir ili sarvajaasamisthitik //. Das gleiche Argument verwendet z.B. auch Hemacandrasuri in PMTV ad 1.16, 55 (p. 14): saksmántaritadardrthah kasyacit pralyakrah prameyalval, ghalaraditi. 17 Ass, p. 53.19-20 = A$$, p. 20.3-5 (ad AMT 5): avabhavakaladešaviprakurginam anumeyatram asiddhom ity anumanam utedrayati.

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