Book Title: Akalanka Und Die Buddhististche Tradition
Author(s): Piotr Balcerowicz
Publisher: Piotr Balcerowicz

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Page 14
________________ 176 Piotr Balcerowicz Akalanka und die buddhistische Tradition 177 3.1.1 wusstseins anderer (Lebewesen in deren Leichen) aufgrund des [logischen Grunds) der Nichtwahrnehmung von Unsichtbarem nicht.er. wiesen werden, sondern auch das Vorhandensein des eigenen Be. wusstseins, weil dessen teillose Realität von unsichtbarer Natur ist. Dementsprechend stellt sich ferner (die Frage: Weshalb ist das [von den Buddhisten angenommenel momentane Verfallen des im Sinn der höchsten Wirklichkeit Seienden (das ja ebenfalls nicht wahr. nehmbar ist) erwiesen? (Ein solches Verfallen) durfte nur für etwas dem (unteilbaren Bewusstsein Entgegengesetztes (d.h. für das teil. hafte Bewusstsein) (erwiesen sein, das als ununterschieden" charak terisiert ist." Das von Akalanka in der Strophe LT 15 angeführte Beispiel soll aufzeigen, dass es nicht nur in der alltäglichen Praxis der Menschen gebräuchlich, sondern auch logisch gerechtfertigt ist, das Nichtvorhandensein eines unsichtbaren Objekts aufgrund einer Art von Nichtwahrnehmung mit Sicherheit anzunehmen. Diese Sicherheit wäre aber allein durch den adrśyānupalabdhi-Grund, den Dharmakirti als zwangsläufig mit Zweifeln verbunden auffasst, nicht gewahrleistet. Akalanka sagt nichts Genaueres über die eigentliche Natur des Arguments, und auch sein Kommentator Prabhācandra, der nicht immer zuverlässig ist, erklärt es nirgendwo im Detail. Trotz der Knappheit der Ausdrucksweise, die für Akalanka typisch ist, lässt sich die Struktur seines Arguments und die Gedankenfolge relativ leicht rekonstruieren. Akalanka impliziert nicht, dass es mög. lich wäre, über die An- oder Abwesenheit eines nicht wahrnehmbaren Objekts zu urteilen, ohne einen erkennbaren Beweisgrund zu haben. Die eigentliche, treibende Kraft hinter dem Argument' sind die von Akalanka erwähnten "Veränderungen usw. der (wahrnehmbaren) Erscheinungsformen dieses (unsichtbaren Bewusstseins anderer Lebewesen)" (tadakaravikarddi), mit anderen Worten: die das unsichtbare Objekt begleitenden beobachtbaren Ereignisse. Aufgrund des Vorhandenseins oder Nichtvorhandenseins von wahrnehmbaren phy. sikalischen Eigenschaften, wie körperlicher Warme, Bewegungen, Ein- und Ausatmen usw., schließt inan auf die An- oder Abwesenheit des nicht wahrnehmbaren Antreibers." Das Argument basiert also auf einer festen Relation (uyapti) zwischen zwei Arten von Re "Ohne Subjekt-Objekt-Dichotomie; vgl. PV 2.330: avedyavedakakard (buddhin). Nach der Auffassung Dharmakirtis ist alles, was real existiert, raum lich, zeitlich und konzeptuell unteilbar und daher nicht mehr in weitere Elemente und Aspekte - wie z. B. den zu erkennenden und den erkennenden Aspekt - auflösbar, kann also kein komplexes Ganzes sein. # Prabhácandrasuri und Akalanka unterscheiden zwischen anamsa (Ho mogenitat, Abwesenheit von jeglichem internen Unterschied und jeglicher Subjekt-Objekt-Zweiteilung) und abheda (Unverwechselbarkeit eines Dinges, das stets als dasselbe identifizierbar ist). Siehe NKC p. 483.2-3: lasmad anamalattvad viparitam sambatattvam tasya, kathambhalasya? abhedalaksanasya yugapad kramena vd nekasvabhavaimakasya ayād bhaver kanabhangasiddhir nanyasyely eraldrarthah. Die von Prabhacandra verwendeten Ausdrucke yugapad und kramena beziehen sich auf die Idee synchronischer Identitat (tiryakadmanya) und diachronischer Identitat (Urdhralasamánya); siehe Balcerowicz 1999. LTV ad 15: adrdyanupalabdheh samsayaikante na kenalan paracillabhavo na vidhyaly a pi tu svacittabhavalca, tadanam.fataltvasyddydydimakatual. latha ca kulah paramdrthusatah kanabhangasiddhik! tadviparitanyabhedalokranasyaiva sydt. * Vgl. n. 64 11 Siehe PV, 1.53ed: anivyttiprasanga ca dehelistati cetasah / tadbhare bhdudd radyatual prandpanau tato na tat/ - "Und beruht (das Bewusstseinl auf dem Körper, ergibt sich die unerwünschte Folge, dass solange der Körper da ist, das Bewusstsein nicht austritt. Ein- und Ausat men gehen aus dem (Bewusstsein) hervor, nicht (aber) dieses (Bewusstsein aus dem Ein- und Ausat. men), weil die beiden) do sind, wenn dieses [Bewusstsein) da ist, denn das Ein- und Ausstmen) hängt (davon) ab.Vgl. auch SAS 1-2 (zitiert nach Kitagawa 1965: 409-410): "Realists: 'We infer the existence of the movement of another mind on the following grounds. First, we observe in ourselves that our bodily) actions (Tib. bya ba) and speech are preceded by a movement of our mind; then we observe bodily actions and speech in another person, and on the ground of these observations we infer (the existence of a movement for mind in others. If there existed nothing but the mind, as you insist, then bodily actions and speech would not exist and we could not infer the existence of the movement of another mind)'. Idealists (defended by Dharmakirti-P.B.): 'Even fif we stand) on the side of idealism, we can use the same reasoning: therefore, we - who claim that there exists nothing but the mind - are also able to infer [the existence of another mind. (For) we do not admit that those representations (Tib, des pa, Sans, jana) which appear as the signifier (siehe Kitagawas n. 15) (of the existence of another mind) can occur in the absence of a certain movement of that person's mind' (wörtliche Übersetzung, siehe Kitagawas n.: "We too do not admit that such representations that appear as the signifiers consisting of body and words can occur in the absence of a certain movement of other representations (another mind).'1. In other words, we claim that nothing exists except mind, but we do not mean that everything is of the imagination and can be created or altered without any cause)'."

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