Book Title: Akalanka Und Die Buddhististche Tradition
Author(s): Piotr Balcerowicz
Publisher: Piotr Balcerowicz

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Page 8
________________ 164 Piotr Balcerowicz dingungen für die Wahrnehmung eines sichtbaren Objekts erfüllt sind, das trotzdem nicht wahrgenommen wird, erschließt man, dass es sicherlich nicht da ist, und verzichtet darauf, ihm gegenüber zu handeln ("verneinende Haltung"). Tritt dagegen keine Wahrnehmung eines unsichtbaren Objekts auf, auch wenn die üblichen Wahrnehmungsbedingungen erfüllt sind, ergibt sich daraus bestenfalls nur der Zweifel: "Ist das unsichtbare Objekt tatslichlich hier vorhanden oder nicht?" Angesichts irgendeines Anzeichens, dass das unsichtbaro Objekt vorhanden sein könnte, folgt die gleiche verneinende Haltung: Aufgrund des Zweifels kann man das Objekt weder erkennen noch benennen noch ihm gegenüber eine praktische Handlung vornehmen. Als Kriterium für Unsichtbarkeit nimmt Dharmakirti die dreifache Bedingung, dass die nicht wahrnehmbaren Objekte sich außerhalb des Gesichtskreises des erkennenden Subjekts befinden. In der Dhar. makirtischen Terminologie sind sie vom potentiellen Beobachter "entfernt" (ciprakrsta, bakal pa). Sie sind die Dinge, "die dem Ort, der Zeit und dem Eigenwesen (d.h. dem Typus) nach entfernt sind (defakulasrabhavari prakrela)". Sie sind nicht im allgemeinen Sinn Akalanka und die buddhistische Tradition 165 unsichtbar, dh. für die Wahrnehmungskraft jedes Beobachters unter allen Umständen und zu jeder Zeit unerreichbar, sondern es handelt sich eher um eine räumlich-zeitlich-typologisch begrenzte Unsichtbarkeit, die als situationsgebundene Nichtwahrnehmbarkeit bezeichnet werden kann, man kann von (Un)sichtbarkeit eines Gegenstands nur in Bezug auf einen bestimmten Betrachter sprechen: Das Nichtvorhandensein eines Objekts, das mit der Nichtwahrneh. mung dieses Objekts gleichzusetzen ist]" ist nur im Hinblick auf das erkennende Subjekt, nicht aber im Hinblick auf die Sache an sich (zu verstehen).** Direkt unsichtbar sind entweder vergangene, zukünftige oder räumlich unzugängliche Gegenstande, die auch zum Typus von Objekten gehören können, zu denen das Wahrnehmungsvermögen einer bestimmten Beobachterkategorie keinen Zugriff hat, auch wenn alle andere Bedingungen für ihre Wahrnehmbarkeit erfüllt sind. Es handelt sich also um drei Arten von Sichtbehinderung (ryaradhana); dadurch kann ein Objekt, auch wenn es vorhanden wäre, nicht - wie hi ist [dan das sichtbare Objekt nicht vorhanden ist].Vgl. auch die Übersetzung in Mookerjee - Nagasaki 1964:26 und Tillemans 1905: 135. Siehe auch NB 2.26 sati raduni tasyd asambharit. - "Die Verneinung wird etabliert], weil die Nichtwahrnehmung nicht möglich ist, wenn das real existierende (Ding) vorhanden ist." * Die Natur des Zweifels wird meistens als "ist & P oder nicht-Pl" verstanden. Siehe 2.B. HB p. 31.16-17: tulyalakpane hidrola pratiyogisambhavo 'drafa praliyoyip api dan kami upadayati videsábhaude, HB p. 34.6-7: sator api bhaud. bhavayor anvaya yatirekayon salldym samsayat; PVV ad 4.33, p. 426: asti ndai sandehena. Vgl. jedoch auch z.B. PBh, 8.12.1.1, p. 174 - PBh, $ 214: samayos idual prasiddhanekavidesayoh addriyamd radarland bhayavideo imarapid adharmdc ca kimaid ilyubhaydralambt vimarna saplayah; NBh ad 1.1.23: whanupurisayoh samd nam dharmam drohaparinamau patyan piladratam ca tayor videam bubkulsamanah kim vid ity anyataram navadharayati, tadana vadharanam janam samlayah. Im Kontext der Dharmakirtischen Nichtwahr. nehmungslehre ist vor allem die von Akşapada Gautama als dritte genannte Situation relevant; siehe NS 1.1.23: samandnekadharmopapaller vipratipatter upalodhyarupalabdhyaryavasthalas ca vided peko vimariah samlayah PVin II 32cd,p. 16.10-11: bakal pe ramu la ni/ med parties pa yod ma yin // - "Bei entfernten (Dingen] stellt (die Nicht wahrnehmung] die Abwesen heit (dieser Dinge nicht fest." * Vgl. PVin II p. 16.12: yul dan dus dan rad bin gyis bakal bas na bakal ba Ni nam pa om stede dny la wi mi dmige pa'i go bar byed pa mayin no // - "Angesichts der Entfernung der Ort, der Zeit und dem Eigenwesen nach gibt es drei Arten von entfernten (Dingen). Im Hinblick auf diese (drei) ist die Nichtwahrnehmung logisch nicht bindend": PVin II p. 23.24-27: bakal pa'i yulla mton um das rjes rudpag pa med pa de ni yod par des pa dan agradantha atad pop pal bras bw can yin te, de dag ni dmige pastion du groba can yin pa Y phyir roll - "Bei einem entfernten Objekt ist das Ergebnis des Nichtauftreten seiner Wahrnehmung oder einer Schlussfolgerung (die sein Vorhandensein beweist die Verneinung der Erkenntnis, der verbalen Bezeichnung und des praktischen Handelns, die einen anwesenden (Gegenstand voraussetzen), weil diese (drei zwangslaufig) von einer Wahrnehmung bedingt sind." >Diese Beschaffenheit kann entweder als "situational (im)perceptibility" (Kellner 1999: 198-203) oder auch als "situational binding of (im)perceptibility" (Kellner 2003: 123-124) bezeichnet werden. NBT ad 2.14: eka pratipattrapeksom idam pratyakalaksanam. 11 anupalabdhir eva sativam; siehe p. 155 und n. 11. Vgl. auch Yaita 1985: 205, n. 12. * PVSV, p. 67.9-10 PVSV, p. 101.9: lac ca pratipattvasan na vastuuallar Vgl. die Übersetzung in Yaita 1985a: 216. Siehe auch NB 2. 24. Vgl. NB 2.27: anyatha canupalabdhilakparapropteru delaktlanabhavi prakruter arthepp dimapratyakraniutter abhavaniscayabhardl. - "(Die Vernei. nung wird auch deswegen etabliert), weil andernfalls bei Objekten, in deren Fall nicht alle notwendigen Bedingungen für ihre Wahrnehmung erfüllt sind, [d.h.) die dem Ort, der Zeit und dem Eigenwesen nach entfernt sind, es auf Grund des Nichtauftretens einer eigenen Wahrnehmung des Beobachters] keine sichere Feststellung ihres) Nichtvorhandenseins (an dem bestimin ten Ort gibt."

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