Book Title: Akalanka Und Die Buddhististche Tradition
Author(s): Piotr Balcerowicz
Publisher: Piotr Balcerowicz

Previous | Next

Page 10
________________ 168 Piotr Balcerowicz "verdeckten und fernen Objekten" verstand, lässt sich ohne weiteres vorstellen; was wurde aber unter den "feinen" (suksma) Gegenstanden verstanden? Analysiert man seine Auflistung von Objekten, die von sich im Zustand höchster Konzentration befindenden (yukta) Yoga-Adepten wahrgenommen werden, so wird ersichtlich, dass En titaten wie Seele, Ather, Raum, Zeit, Atome, Wind und Geist, aber auch die Qualitäten, Bewegungen, Universalien und "Individuatoren", die mit diesen Objekten durch Inhärenz verbunden sind, von Prasastapāda aus der Kategorie von "feinen Objekten" (saksma) ausgeschlossen wurden.“ Von den neun vom Vaiseşike anerkannten Substanzen (dravya)" bleiben als potentiell wahrnehmbare "feine Objekte" also Erde (prthirt), Wasser (ap) und Feuer (lejas) als Doppelatombindung (dvyanuka) und Molekule (trubi, Iryanuka). Deswe. gen muss es sich um materielle, potentiell wahrnehmbare Gegenstan. de handeln, die z. B. wegen ihrer mikroskopischen Größe unter nor. malen Umständen nicht wahrgenommen werden können. Mit anderen Worten: Diese "feinen, verdeckten und fernen" Objekte sind unsichtbar nur im Sinn der situationsgebundenen Nicht wahrnehmbarkeit, aber nicht allgemein unsichtbar. In der Nyaya-Tradition folgt Uddyotakara der gleichen Reihenfolge von Unsichtbarkeitsgründen beinahe wortgetreu," obwohl er die Idee der Feinheit (saksmatra) auf die Nichtwahrnehmbarkeit wegen des Typus zu erweitern scheint. Akalanka und die buddhistische Tradition 169 Auch Sabarasvamin spricht von drei ahnlichen Arten von unsicht baren Gegenstanden, die dank der vedischen Anordnung (codand) erkennbar sind, aber zusätzlich nennt er als vierte Kategorie die zeitlich begrenzte Unsichtbarkeit." Seiner Auffassung und teilweise auch seiner Ausdrucksweise folgt Kumarila," wenn er explizit die von der Yoga-Vaiseşika-Schule vetretene Idee der Besonderheit der über natürlichen Wahrnehmung (atibaya) kritisiert. Um die zeitlich begrenzte Unsichtbarkeit wird ferner die Liste der Yoga-Schule rom Verfasser des Yogabha$ya erweitert, der aber vergangene und zukünftige Gegenstände spricht, die man erst dank der Yoga-Praxis wahrnehmen kann. Was die oben genannten Denker gemeinsam haben" (siehe Tabelle 1) ist, dass sie alle #hnliche (oder identische) Ausdrücke benutzen und klar zwischen verdeckten (ryarahita) und entfernten (ripraksta dara) Gegenständen unterscheiden, obwohl beide Kategorien zur gleichen, dh zur räumlichen Dimension gehören. Die Reihenfolge Da im Deutschen ein entsprechender Ausdruck fehlt, stütze ich mich auf den Neologismus, der eine Kategorie beschreiben soll, durch die real existieren de Gegenstände als Einzeldinge identifizierbar sind: durch diese Kategorie videa ("Individuator") werden die Einzeldinge nicht nur voneinander unter schieden, sondern erhalten auch ihre eigene Identitat. "PBh, 8, p. 187 = PBh, 5 241-242: asmadridieand mtu yogind yukland me yogajadharmdnugrhilena mamad sudimantara kasadikkalaparamánuodyumanahou talamarelagunakarmasd mdnyavidesegu samawdye cdvitatham star padarlanam utpadyale, viyuktandm punas catustayaaannikarşad yogajadharmanugrahasdm. arthyil kymaiyanahitavi prakses pratyakam upadyate. « Siehe VS(C) 1.1.3, DPS 2, PBh, 2, p. 8 = PBh, 3. # NV ad 1.1.4, p. 37.21-38.2: yas cakpusor visaytbhavaly arthah sa upalabhya. to, yaats na bhavati ndady wpalabhyata iti na ca vanalinde dardasthiland udrthandmcakup viaytbhavo 'sti tasman na leghyanla iti. In der Formulierung Uddyotakaras entspricht der Satz "(Ein Gegenstand), der nicht [Wahrnehmungsbereich des Auges) ist, wird nicht wahrgenommen" (yos tu na bhavali ndadv upalabhyala ili; siehe n. 46) der Idee der Nicht. wahrnehmbarkeit wegen des Eigenwesena / des Typus (rabhava). # $Bh ad 1.2.2 (p. 4.7-9): codana hi bhatam bhavantam bharisyantam sūk. mam vyavahitam viprakrofamily evamjaltyakam ara lacnoly avagama yitum ndryal kiricanendriyam. MŚV 2.141ed (ad codanasutra): stk mátradicinayam jtrasya paritalpitam //. Siehe auch MŚV 114cd: durasiksmddidrefax..., MŚV 4.26ab (ad pratyaka #tra): at landgate "py arthe saksme vyavahite 'pi ca/pratyaksam yogindmidan kuiscin muktaimanám api/: MSV 6.119cd-120ab (Sabdanityatadhikarana): yeAdm tv aprdpla edyam labdah trotrena grhyate! tepdm apraptitulyatram dera ryavahitadişul. MSV 2.114(ad codandetra):yatrdpyatidayo dreah samarthanatilaghandt/ dūras komadidratau syan na rape frotraustrita //. # YBh ad 3.36: pratibhal sikşmavyavahitaviprakafatlandgataj Adnam. Die wohlbekannte Strophe SK 7 zahlt acht Ursachen der Nichtwahrneh mung eines potentiell sichtbaren Objekts auf: atidardlampyad indrivachanan mano'navaathandi / sauksmyad vyanadhandd abhibhavi samanabhihardc ca II - "Es kommt zu keiner Wahrnehmung von existierenden Gegenständen aus acht Grunden:) wegen der Entfernung, wegen der Nahe, wegen der Beschadigung eines Sinnesorgans, wegen der Unachtsamkeit des Geistes, wegen der Feinheit. wegen der Abdeckung, wegen des Uberwiegens und wegen des Zusammenlaufens mit Ähnlichem" (zu dieser Aufzahlung siehe Preisendanz 1994: 630ff.). Da diese Liste aber mit der dreiteiligen Aufzahlung von YS, YBh, VS(C). PBh usw. weder mit Bezug auf die Termini noch auf die Reihenfolge noch die Anzahl der Gründe übereinstimmt, obwohl die drei Grunde in der SK erwähnt sind (atidara viprakrsla, saukumya = kama und uyaradhana = vyavahita), kann man konstatieren, dass wir es mit einer etwas anderen, wesentlich erweiterten und späteren Klassifikation zu tun haben.

Loading...

Page Navigation
1 ... 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39