Book Title: Ein Beitrag Zu Den Vada Traditionen Indiens
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

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Page 9
________________ aber bei Nāgārjuna nichts. Es kann daher mit Sicherheit gefolgert werden, daß die traikālyasiddhi-Diskussion von NS II, 1, 8–15 Nāgārjuna nicht vorgelegen ist. Nun besteht kein Zweifel, daß die Nyāyasūtren, die uns heute unter diesem Namen vorliegen, aus einer - Verschmelzung eines alten Vāda-Handbuches (erster und fünfter Adhyāya) mit naturphilosophischen Sūtren - wahrscheinlich einer alten Vaiseşika-Schule – entstanden sind 18. Aus der Tatsache aber, daß Nāgārjuna die Nyāyasūtren kennt und in seinem Vaidalyasūtram 19 sowohl die Gegenstände der Nyāyasūtren wie deren Reihenfolge so belegt, wie sie in den Nyāyasūtren überliefert sind, andererseits sich aus der Analyse der Vigrahavyāvartani ergeben hat, daß ihm NS II, 1, 8–15 nicht vorgelegen sein können, möchten wir als Arbeitshypothese annehmen, daß ihm tatsächlich nur das alte Vāda-Handbuch vorgelegen ist. Denn die naturphilosophischen Sütren (dritter und vierter Adhyāya) werden, wie Tucci gezeigt hat 20, durch den Kommentar des Vasu zum Sataśāstram des Aryadeva noch für das Ende des 4. Jh. n. Chr. als selbständig existierend bezeugt; vorausgesetzt, daß Vasu tatsächlich mit dem älteren Vasubandhu (nach Frauwallner ca. 320-380 n. Ch.) identisch ist. Damit lassen sich aber zunächst drei Entwicklungsstufen der Nyāyasūtren unterscheiden: zunächst der alte Vāda-Text, in den nach Nāgārjuna die Sütren des 2. Adhyāya eingefügt wurden und schließlich die endgültige Form der Nyāyasūtren, in der auch noch die Sūtren des dritten und vierten Adhyāya enthalten sind 21. Über jene Form der Nyāya-Tradition hinaus, die Nāgārjuna bekannt war, läßt sich aber diese Tradition noch weiter zurückverfolgen. Betrachtet man nämlich die uns erhaltenen Vāda-Darstellungen, so zeigt sich, daß allen diesen Darstellungen mit Ausnahme der Nyāyasūtren eine im wesentlichen gleiche Struktur zugrunde liegt. In einem ersten Teil werden alle jene Begriffe besprochen und aufgezählt, die sich 18 Vgl. Tucci: p. XXVIIf. 19 Die tibetische Übersetzung dieses in Sanskrit verlorenen Werkes : Tsa 22b 6-24 a 6. Nāgārjunas eigener Kommentar dazu: Tsa 99b 1-110a 4. 20 Vgl. Anm. 18. 21 Vgl. dazu W. Ruben: Nyāyasūtra's, p. 218, Anm. 291.

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