Book Title: Ein Beitrag Zu Den Vada Traditionen Indiens
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

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Page 11
________________ ersten Teiles weicht von der sonst üblichen in einer Weise ab, die aus der Tradition der Vada-Handbücher eigentlich nicht erklärt werden kann. Abgesehen davon, daß in den Nyayasutren, ihrem jüngeren Entwicklungsstand entsprechend, veraltete Kategorien ausgeschieden wurden, die verschiedenen Gründe einer Niederlage systematischer zusammengefaßt sind und die Kategorie der falschen Einwände neu eingefügt wurde, hat sich eine entscheidende Änderung im Aufbau des Werkes ergeben: Am Anfang steht nun nicht mehr die Besprechung des vadaḥ, sondern an seiner Stelle - wenn wir von den zwei Sūtren über den Erlösungswert der Sütren absehen, die ganz sicher nicht im alten Vada-Handbuch gestanden sind jene der Erkenntnismittel, während der vādaḥ erst später behandelt wird. Diese Umstellung deutet aber auf den entscheidenden Beginn eines Strukturwandels des alten Vada-Handbuches hin. Durch die grundsätzliche Betonung der Erkenntnismittel noch dazu in Verbindung mit jenem von Nagarjuna erwähnten und wahrscheinlich in diesem Werk enthaltenen Grundsatz, daß alles durch die Erkenntnismittel erkannt werden müsse, ergibt sich, daß das nunmehr entstandene Werk nicht mehr bloßes Organon der Debatte sein, sondern eine bestimmte philosophische Stellung beziehen wollte und sich damit zu einem philosophischen Werk zu entwickeln begann. Auf Grund des Strukturwandels, der sich in dieser Umstellung des Stoffes ausdrückte, war aus einem reinen Vada-Werk ein Nyayawerk geworden, nämlich jenes Vada-Handbuch, das von Nagarjuna bekämpft worden war. Es ist daher für die Entwicklung der Nyaya-Tradition des Vāda vor den drei bereits unterschiedenen Entwicklungsstufen noch eine vierte greifbar geworden, die durch ein Werk repräsentiert war, das dem üblichen Schema eines Vada-Handbuches entsprochen hatte und die erschlossene Umgruppierung des Stoffes noch nicht mitgemacht hatte. Der Traditionsstrom, in dem dieses Werk gestanden haben muß, läßt sich durch die uns erhaltene Vada-Darstellung der Carakasamhitā als Ausgangspunkt und den ersten und fünften Adhyāya der Nyāyasūtren als Endpunkt bestimmen. Denn die Vada-Darstellung der Carakasamhitā ist eindeutig älter als der erste und fünfte Adhyāya der Nyāyasūtren, weist aber soviele Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen mit diesen auf, daß man nur annehmen kann, daß der erste und fünfte 122 72 -

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