Book Title: Ein Beitrag Zu Den Vada Traditionen Indiens
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

Previous | Next

Page 28
________________ als nyāyavidyā 58. Wenn Pakşilasvāmin jene Lehrer als naiyāyikāḥ bezeichnet, so dürfte er wohl nur sagen wollen, daß es sich um Lehrer handelt, die sich mit dem nyāyaḥ befassen, mit der Analyse und Anwendung des Untersuchens mit Erkenntnismitteln, nicht aber, daß es sich um Lehrer des Nyāya-Systems gehandelt habe. Bedenkt man weiters, daß sich diese Lehrer durch die Annahme von zehn Beweisgliedern in einen deutlichen Widerspruch mit den Nyāyasūtren, dem Grundtext der uns bekannten Nyāya-Schule, gesetzt hatten, indem sie nicht nur die ausdrücklich gelehrte Fünfzahl der avayavāḥ leugneten, sondern unter den neuen Beweisgliedern auch noch Begriffe lehrten, die in der Tradition der Nyāyasūtren längst ausgeschieden worden waren, bzw. nicht gelehrt wurden (sakyaprāptiḥ, samsayavyudāsah und jijñāsā), so ist dies ein weiterer Grund für die Annahme, daß jene Lehrer nicht der Vāda-Tradition der Nyāyasūtren angehört haben können. Dies läßt sich noch erhärten. Die von jenen Lehrern zusätzlich gelehrten Glieder des Beweises werden im Nyāyabhāşyam wie folgt aufgezählt:daśāvayavān eke naiyāyikā vākye sancakşate, jijñāsā, samsayaḥ, śakya prāptiḥ, prayojanam, samsayavyudāsa iti 59. Alle diese Begriffe entstammen aber offenkundig der Analyse der wissenschaftlichen Wahrheitsfindung, aber nicht der Analyse des vākyam, zu dem kein einziger der zusätzlich gelehrten Begriffe eine innere Beziehung hat. Gerade für die Tradition der Nyāyasūtren und ihrer Schule aber ist das Interesse am Vāda und an der Beweisführung (vākyam) entscheidend, so entscheidend, daß z. B. die innere Beziehung zwischen anumānam und avayavāh nicht erkannt ist. Dem gegenüber müssen die fünf umstrittenen Glieder des Beweises in einer Schule entstanden sein, die besonders an der Analyse der Erkenntnisvorgänge, genauer des methodischen schlußfolgernden Denkens, interessiert war und das vākyam von diesem aus interpretiert hatte. Anders läßt sich die Auswahl der ersten fünf Glieder nicht verstehen und noch weniger ihre Verschmelzung mit den fünf traditionellen Gliedern des vākyam. Hier muß zunächst die Beziehung dieser fünf zusätzlichen Glieder zum methodisch schlußfolgernden Denken aufgezeigt werden, was sich mit 58 Ibid., p. 3, 6 und 4, 1. 59 Ibid., p. 44, 4-5. 89

Loading...

Page Navigation
1 ... 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42