Book Title: Ein Beitrag Zu Den Vada Traditionen Indiens
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

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Page 31
________________ als samsayaḥ wiedergegeben wird 64, sowie der kāraṇopapattiḥ, wobei kāranam hier von Paksilasvāmin wohl im Gegensatz zu den Sūtren als pramāṇāni gedeutet wird, und schließlich dem Feststellen, daß etwas so und nicht anders ist. Dieser letzte Schritt dürfte mit dem ebenfalls in den Nyāyasūtren definierten nirnayah 65 identisch sein, welcher in den Nyāyasūtren unmittelbar im Anschluß an den tarkaḥ behandelt wird. Der ganze tarkaḥ aber geschieht nach Zeugnis des Sūtram „tattvajñānārtham" zum Zwecke, die Wahrheit zu erkennen. Damit ergibt sich aber eine nahezu völlige Entsprechung der Glieder des tarkaḥ und jener zusätzlichen Beweisglieder. In beiden Fällen beginnt der methodische Denkprozeß mit der jijñāsā, die sich auf einen noch nicht erkannten Gegenstand richtet. Dem samsayaḥ der Beweisglieder entspricht im tarkaḥ der vimarśaḥ. Wenngleich hier eine leichte Bedeutungsverschiedenheit anzunehmen ist, so haben doch beide die gleiche Funktion und grundsätzlich die gleiche Struktur, daß nämlich eine Ungewißheit besteht, welche von zwei einander ausschließenden Eigenschaften (vyāhatau dharmau) zu bejahen ist. Hier wie dort ist der zentrale Schritt die Anwendung der Erkenntnismittel (darum ist ja der tarkaḥ auch nicht selbst ein pramāņam!), welche eine Entscheidung (samsayavyudāsaḥ bzw. nirnayah) hervorbringen sollen 66. Selbst das prayojanam, welches als Beweisglied erscheint, hat seine Entsprechung in der Bestimmung, daß der tarkah „,tattvajñānārtham" geschieht. In diesem Zusammenhang verdient ein weiterer Begriff Beachtung, der in NS I, 1, 40 zur Definition des tarkaḥ verwendet wird, nämlich der Begriff des ühaḥ. So wie bei Caraka der Begriff des tarkah dem des anumānam übergeordnet war, so ist hier in den Nyāyasūtren der Begriff des ühaḥ dem des tarkaḥ übergeordnet. Der ühaḥ erscheint abgesehen von der Mimāmsā, die in dieser Zeit vāda-technisch und logisch nicht besonders hervortritt, als Terminus technicus im Sāmkhya, nämlich in 64 Ibid., p. 3, 11. 65 vimrsya pakşapratipakşābhyām arthāvadhāraṇam nirnayaḥ (NS I, 1, 41). 66 Doch dürfte die Deutung dieses zentralen Schrittes als Anwendung der Erkenntnismittel nicht die ursprüngliche gewesen sein, sondern eine Neuerung, welche zwischen Abfassung der Nyāyasūtren und des Nyāyabhāşyam vorgenommen wurde. 92

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